St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche vom 5.4. bis 11.4.2020

02.04.2020

Andacht für die Karwoche
Verfasser: Superintendent i. R. Christian Klatt (Springe)

Der Menschensohn muss erhöht werden,
damit alle, die an ihn glauben,
das ewige Leben haben
(Johannes 3, 14b.15)

Mit dem Sonntag Palmarum beginnt die Karwoche.
Die „Stille Woche“ wurde sie früher genannt
und als solche von den meisten Menschen
durch Verzicht auf Betriebsamkeit
und gesellige Zusammenkünfte auch ernst genommen.
Davon war allerdings schon seit vielen Jahrzehnten
kaum noch etwas zu spüren.

Stille Woche – plötzlich hat das
eine ungeahnte Aktualität bekommen.
Die durch das Coronavirus ausgelöste weltweite Krise
legt das private und das öffentliche Leben
schon seit Wochen weitgehend lahm,
und das wird wohl auch über die Karwoche hinaus
noch eine ganze Weile so bleiben.
Mag sein, dass manch einer
der erzwungenen Entschleunigung
auch etwas Positives abzugewinnen versucht.
Doch es ist keine erholsame Ruhe.
Sie ist vielmehr durchsetzt von viel Angst und Sorge:
Angst vor der Ansteckungsgefahr
und Sorge wegen der noch gar nicht
absehbaren wirtschaftlichen und sozialen Folgen.

Insofern passt die gegenwärtige Stimmungslage
durchaus zur diesjährigen Karwoche.
Doch der biblische Wochenspruch
für diese Tage setzt einen anderen, positiven Akzent.
Es ist ein Wort Jesu aus dem Johannesevangelium:
„Der Menschensohn muss erhöht werden,
damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben“
(Joh. 3, 14b.15).
Die bevorstehende Kreuzigung
wird hier nicht als Niederlage, als Demütigung,
als schmachvolles Ende gedeutet,
sondern als Erhöhung.
Erhöhung nicht nur im wörtlichen Sinne:
Auf dem Hügel Golgatha wurde des Kreuz Jesu
hoch über der Volksmenge,

für alle sichtbar, aufgerichtet.
Der Evangelist Johannes deutet die Kreuzigung Jesu
vielmehr hier und an anderen Stellen
als Erhöhung zur himmlischen Herrlichkeit Gottes.
Diese Herrlichkeit ist auch für uns, „die an ihn glauben“,
die tragende und prägende Kraft unseres Lebens.

So ist dieser Bibelvers in der Karwoche 2020
ein gutes Wort voller Hoffnung und Ermutigung.
Auch in dieser sorgenvollen, schweren Zeit
ist uns das „ewige“, d. h. von Gott gesegnete Leben verheißen.
So wollen wir im Namen Jesu aneinander denken,
füreinander beten
und Zeichen der Solidarität und der Verbundenheit setzen.
Und für die Verstorbenen darum bitten,
dass Gott ihr Leben in seiner Ewigkeit vollendet.

Ich grüße Sie mit den Versen von Dietrich Bonhoeffer,
dessen 75. Todestages wir in dieser Woche gedenken:
„Gott ist bei uns, am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

Bleiben Sie behütet!

Ihr Christian Klatt

 
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