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Andacht für die Woche vom 9. Juli bis 15. Juli 2023

09.07.2023

Andacht für die Woche
vom 9. Juli bis 15. Juli 2023

über das Evangelium
des 5. Sonntag nach Trinitatis
„Der Fischzug des Petrus“
(Evangelium des Lukas 5,4-11)

Verfasser:
Superintendent in Ruhe Christian Klatt
(Springe)

Jesus sprach zu Simon:
„Fahre hinaus, wo es tief ist,
und werft eure Netze zum Fang aus!“
Und Simon antwortete und sprach:
„Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet
und nichts gefangen;
aber auf dein Wort hin
will ich die Netze auswerfen.“

Und als sie das taten,
fingen sie eine große Menge Fische,
und ihre Netze begannen zu reißen.
Und sie winkten ihren Gefährten,
die im andern Boot waren,
sie sollten kommen
und ihnen ziehen helfen.
Und sie kamen und füllten beide Boote voll,
so dass sie fast sanken.

Da Simon Petrus das sah,
fiel er Jesus zu Füßen und sprach.
 „Herr, geh weg von mir!
Ich bin ein sündiger Mensch.“
Denn ein Schrecken hatte ihn erfasst
und alle, die mit ihm waren,
über diesen Fang,
den sie miteinander getan hatten.

Und Jesus sprach zu Simon:
„Fürchte dich nicht!
Von nun an wirst du Menschen fangen.“
Und sie brachten die Boote ans Land
und verließen alles und folgten ihm nach.

 

Dieser Bericht vom Fischzug des Petrus
am See Genezareth klingt
wie eine unglaubliche Wundergeschichte:
Nach einer vergeblichen Ausfahrt bei Nacht,
von wo die Fischer
normalerweise erfolgreich zurückkehren,
fangen sie entgegen aller Erfahrung
am nächsten Tag so viele Fische,
dass die Netze zu reißen beginnen
und die Boote fast sinken.
Doch dies erstaunliche Wunder
ist nur der äußere Rahmen für das,
was sich zwischen Jesus
und Simon Petrus abspielt.
Es sind nur wenige Worte,
die sie miteinander wechseln.
Aber sie bewirken,
dass sich das Leben des Petrus
von Grund auf ändert.

    „Aber auf dein Wort hin …“
dieser Entschluss des Petrus
leitet die entscheidende Wende ein.
Er hatte, so erzählt es Lukas,
erst kurz zuvor erlebt,
wie seine hochkranke Schwiegermutter
von Jesus geheilt wurde.
Nun fasst er Vertrauen und tut,
wozu Jesus ihn auffordert,
obwohl er als erfahrener Fischer
davon nicht überzeugt sein konnte.
Umso größer ist am Ende sein Erstaunen.
Der riesige Erfolg löst
jedoch nicht Begeisterung aus,
sondern maßloses Erschrecken.
„Herr, geh weg von mir!
Ich bin ein sündiger Mensch.“
Natürlich war Petrus
kein Dieb oder Gauner.
Aber er begreift, dass hier
nicht das Glück oder der Zufall,
sondern Gottes Macht
in sein Leben eingegriffen hat.
Darüber kann er nur erschrecken:
Wer bin ich denn,
dass mir so etwas passiert ist?!

    Die Antwort Jesu zeigt,
dass es hier tatsächlich
nicht um ein sensationelles Wunder geht,
sondern um den Anruf Gottes
im Leben eines Menschen.
„Fürchte dich nicht!
Von nun an wirst du Menschen fangen.“
Gott ruft Petrus in seinen Dienst.
Von nun an wird er
ein Jünger Jesu sein
und als Apostel den Menschen
das Evangelium verkündigen.
Nicht mehr die Fische
aus ihrem Lebensbereich
des Wassers herausfangen,
sondern Menschen
für das Leben gewinnen.
Das nämlich meint
dieses Wort „Menschen fangen“
im wörtlichen Sinne des griechischen Urtextes:
„Menschen für das Leben gewinnen.“

    Und so wird diese alte Geschichte
aus der Biographie des Petrus
zu einem Impuls für unser Leben.
Gott ruft Menschen in seinen Dienst.
Mitten im Alltag des Lebens,
auch in Augenblicken der Enttäuschung,
wo wir nur noch müde und erschöpft sind,
wie Petrus damals am Ufer des Sees
nach erfolgloser Nacht.
Gott spricht uns an:
durch die Worte der Heiligen Schrift,
durch die Begegnung mit anderen Menschen,
durch die kleinen und großen Wunder
in unserem Leben.
Dafür wollen wir bereit sein –
„Auf dein Wort hin …“


Ich wünsche Ihnen
einen gesegneten Sonntag
und eine gute neue Woche.

Ihr Christian Klatt

 
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