St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche vom 6.Februar bis 12.Februar 2022

05.02.2022

Andacht für die Woche
vom 6.Februar bis 12.Februar 2022
über den Psalm des 4. Sonntags vor der Passionszeit
Psalm 107

Verfasser:  Superintendent in Ruhe Jürgen Flohr
(Springe – früher Syke)



Danket dem Herrn; denn er ist freundlich,

und seine Güte währet ewiglich.

   So sollen sagen, die erlöst sind durch den Herrn,

   die er aus der Not erlöst hat.

Die mit Schiffen auf dem Meer fuhren

und trieben ihren Handel auf großen Wassern,

   die des Herrn Werke erfahren haben

   und seine Wunder im Meer,

wenn er sprach und einen Sturmwind erregte,

der die Wellen erhob,

   und sie gen Himmel fuhren und in den Abgrund sanken,

   dass ihre Seele vor Angst verzagte,

dass sie taumelten und wankten wie ein Trunkener

und wussten keinen Rat mehr,

   die dann zum Herrn schrien ihrer Not

   und er führte sie aus ihren Ängsten

und stillte das Ungewitter,

dass die Wellen sich legten

   und sie froh wurden, dass es still geworden war

   und er sie zum ersehnten Hafen brachte:

Die sollen dem Herrn danken für seine Güte

und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut,

   und ihn in der Gemeinde preisen

   und bei den Alten rühmen.

Psalm 107, 1-2 + 23-32

Liebe Lesende!

Dieser Psalm
ist ein schönes und einleuchtendes Beispiel dafür,
dass es gut ist, auf Gott zu vertrauen;
dass es sich lohnt, ihn um Hilfe anzurufen,
wenn man in Not gerät;
dass wir Menschen den Naturgewalten
nicht hilflos ausgeliefert sind.

Denn das haben Kaufleute und Seeleute erfahren,
von denen der Psalm erzählt.
Sie sind mit Schiffen übers Meer gefahren,
um Handel zu treiben.
Dort sind sie in einen Sturm geraten
und haben gewaltige Wellen erlebt,
die ihr Schiff gen Himmel erhoben
und in abgründige Wellentäler geschleudert haben.
Wir können ihre Not nachfühlen
durch die dramatische Schilderung
der aufgewühlten See
im Psalm.
In ihrer totalen Ratlosigkeit
schrien die Schiffsinsassen zu Gott um Hilfe.
Und Gott half ihnen.
Er stillte das Ungewitter
und führte das Schiff und die auf ihm waren
in den ersehnten Hafen.

     Nach all diesen Erlebnissen
fordert der Psalmist die Geretteten auf,
Gott zu danken für seine wunderbare Hilfe
und ihn zu preisen in der Gemeinde.

Das können wir gut nachempfinden
und werden dem Psalmsänger zustimmen.

So soll es sein,
dass auch wir Gott anrufen in der Not
und nicht nur dann
und dass wir ihm anschließend nach der Errettung
von Herzen danken für seine Hilfe
und anderen davon erzählen.
So sollte es sein!

    Aber ist es immer so?
Gibt es nicht auch Fälle,
in denen Seebrüchige nicht gerettetet werden,
sondern im Meer ertrinken
wie so manche der Bootsflüchtlinge,
die von Nordafrika aus nach Europa wollen
in seeuntüchtigen Schlauchbooten?

Haben wohl nicht auch manche von ihnen
zu Gott geschrien in ihrer Not
und sind doch nicht errettet worden?
Erleben nicht auch wir in mancher Notlage,
dass Gott nicht immer so hilft
wie wir es erbitten?

     Doch, so ist es!
Es passieren Dinge,
und es erleben Menschen Nöte,
in denen ihnen nicht geholfen wird,
auch wenn sie um Hilfe gebeten haben
und obwohl sie andere Menschen
und auch Gott angerufen haben.

    Wir wissen und wir erleben das,
und wir verstehen es nicht.
Das macht uns unsicher
in unserem Vertrauen auf Gott
und auf Menschen.
Das ist leider wahr,
und es ist schwer, damit umzugehen.

     Trotzdem sollten wir uns
von solchen Erfahrungen
nicht allzu sehr verunsichern lassen,
obwohl das schwer ist, -
vor allem, wenn es uns selbst
oder unsere Familie betrifft.

Vielmehr wollen wir nach Möglichkeit
auch dann noch versuchen,
dem Rat des Psalmisten zu folgen
und wollen weiterhin Gott anrufen im Gebet
und ihn um Hilfe bitten
in Nöten und Unsicherheiten,
auch dann,
wenn er nicht sogleich zu helfen scheint;
denn Geduld und Beharrlichkeit
gehören wohl auch zum Glauben dazu.

     Es sind doch auch unsere Bitten 
nicht immer vernünftig;
und Gottes Hilfe geht manchmal andere Wege
als wir sie erwarten und verstehen.
Aber auch wo wir nicht verstehen,
lohnt es sich,
am Vertrauen auf den himmlischen Vater festzuhalten
gerade dann,
wenn Unsicherheit sich ausbreitet.
Das haben viele Glaubende erfahren.

     Und wir wollen doch mit dem Psalmdichter
in jedem Fall festhalten:
„Der Herr ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.“ 
Darauf wollen wir bauen!

Jürgen Flohr

 
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