St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche vom 5. bis 11. September 2021

04.09.2021

Andacht für die Woche vom 5. bis 11. September 2021
über den Wochenpsalm am 14. Sonntag nach Trinitatis

Ps. 146

Verfasser: Christian Klatt 
Superintendent in Ruhe (Springe)


„Halleluja! Lobe den Herrn, meine Seele!
Ich will den Herrn loben,
solange ich lebe,
und meinem Gott lobsingen,
solange ich bin.“

Mit diesen Worten beginnt der Wochenpsalm.

Gott loben – das ist im Sinne dieses Psalms
nicht nur eine spontane Gefühlsaufwallung,
sondern eine Lebenshaltung:
„solange ich lebe, solange ich bin.“
Der Beter weiß genauso gut wie wir,
dass einem nicht jeden Tag
nach Lob und Dank zumute ist.
In den Psalmen finden sich
ja auch viele Klagen und Bittrufe.
Doch das Gotteslob
kann dennoch
der Grundton unseres Lebens sein.
Nämlich dann,
wenn wir,
sei es in guten, sei es in bösen Zeiten,
das Vertrauen auf Gottes Beistand
nicht aufgeben.
Dazu ermuntert uns der Beter des Wochenpsalms
mit einem ausdrücklichen Glückwunsch:
„Wohl dem, dessen Hilfe der Gott Jakobs ist,
der seine Hoffnung setzt auf den Herrn,
seinen Gott.“

     Vertrauen ist wichtig für unser Leben,
in der Politik genauso wie in der Familie.
Ohne Vertrauen
stehen wir auf schwankendem Boden.
Doch das Vertrauen,
das wir Menschen uns gegenseitig schenken,
wird leider allzu oft enttäuscht.
Deshalb warnt der Beter des Psalms:
„Verlasset euch nicht auf Fürsten;
sie sind Menschen,
die können ja nicht helfen.
Denn des Menschen Geist muss davon,
und er muss wieder zu Erde werden;
dann sind verloren alle seine Pläne.“
Eine Wahrheit,
die nicht nur für die Machthaber dieser Erde,
sondern für uns alle gilt.

     Stattdessen:
„Wohl dem … der seine Hoffnung setzt
auf den Herrn, seinen Gott.“
Denn Gott ist nicht nur der Schöpfer der Welt
und allen Lebens –
„der Himmel und Erde gemacht hat,
das Meer und alles, was darinnen ist.“
Gott ist vor allem der,
der uns Menschen
in verlässlicher Liebe und Fürsorge zugewandt ist.
Mit den Worten des Psalms:
„der Treue hält ewiglich.“
     Gott hält Treue ewiglich

das ist ein Kernsatz der biblischen Botschaft.
Das Wort für „Treue“
hat im Hebräischen
die Bedeutung
von etwas Beständigem,
Festem,
Dauerhaftem.
Auf Gottes Treue können wir uns verlassen,
selbst in schweren Zeiten,
wo wir wenig davon spüren.
In knapper, poetischer Rhetorik
werden im Psalm sodann Menschen genannt,
die auf der Schattenseite des Lebens stehen
und denen Gottes Treue und Hilfe
in besonderer Weise gilt:
die unter Unrecht und Gewalt leiden,
die Hungernden,
die Gefangenen,
die Blinden,
die seelisch Niedergeschlagenen,
die Fremden,
die Witwen
und Waisen.
Und wenn es dann heißt:
„Der Herr liebt die Gerechten“,
dann gilt diese Verheißung auch uns,
wenn wir durch unser Gebet und Tun
Gottes Treue denen bezeugen,
die auf Hilfe angewiesen sind,
ob im Ahrtal oder in Afghanistan,
in den Flüchtlingslagern
oder auf den Intensivstationen.
Hingegen liegt auf denen,
die sich dieser Aufgabe verweigern,
kein Segen:
„Aber die Gottlosen führt er in die Irre.“
Zum Schluss endet der Psalm
mit einem starken Bekenntnis zu Gott
und einem nochmaligen Halleluja.

     Psalm 146
ist ein schönes und bedeutungsvolles Gebet.
Zwei wunderbare Choräle in unserem Gesangbuch
sind nach diesen Versen gedichtet worden:
„Du meine Seele, singe,
wohlauf und singe schön“
von Paul Gerhardt (Nr. 302)
sowie
„Lobe den Herren, o meine Seele“
von Johann Daniel Herrnschmidt (Nr. 303).
Wieder einmal zeigt sich:
Bibel und Gesangbuch
haben uns auch
und gerade in
turbulenten und sorgenvollen Zeiten
Wertvolles zu sagen.

 

Bleiben Sie zuversichtlich und behütet!

Ihr Christian Klatt      

 
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