St. Vincenz zu Altenhagen I

Archiv

Andacht für die Woche vom 5. bis 11. Juni 2022

05.06.2022

Andacht für die Woche vom 5. bis 11. Juni 2022

über das Wochenlied für den Pfingstsonntag
„Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist“ (EG 126)

Verfasser: Superintendent in Ruhe
Christian Klatt (Springe)


Die Gruppe der Pfingstlieder
in unserem Evangelischen Gesangbuch
wird mit drei Liedern von Martin Luther eröffnet.
Zwei von ihnen,
„Nun bitten wir den Heiligen Geist“ (EG 124)
und „Komm, Heiliger Geist, Herre Gott“ (EG 125)
sind in unseren Gemeinden relativ gut bekannt.
Das dritte jedoch, unser
„Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist“ (EG 126),
wird nach meiner Erfahrung höchst selten gesungen.
Es ist zwar nach dem neuen liturgischen Plan
als Wochenlied für den Pfingstsonntag bestimmt.
Ich würde mich aber nicht wundern,
wenn das nur wenige Gemeinden
in ihren Gottesdiensten aufnehmen werden.
Es ist nämlich sprachlich
und melodisch ein eher sprödes Lied,
nicht leicht zu verstehen
und nicht leicht zu singen.
Aber wenn man sich dennoch darauf einlässt,
zeigt sich eine hohe theologische Aussagekraft
dieser Verse.
Ich will nur auf Weniges aufmerksam machen.

     Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist,
besuch das Herz der Menschen dein,

mit Gnaden sie füll, denn du weißt,
dass sie dein Geschöpfe sein.

Gleich die erste Strophe schlägt
einen sehr persönlichen Ton an.
Ein „Besuch“ steht zu Pfingsten bevor.
Gott will die Beziehung zu uns
durch seinen Heiligen Geist
in unserem Herzen,
also von Grund auf,
erneuern und beleben.

     Die heilsame und belebende Kraft
des Heiligen Geistes
wird in der 2. Strophe beschrieben.
Er ist „der Tröster“,
er ist „ein lebend Brunn, Lieb und Feu’r“.
In der 4. Strophe wird mit Bezug
auf eine Bibelstelle
aus dem Buch des Propheten Jesaja (11, 2)
von den „Gaben siebenfalt“ gesprochen;
gemeint sind die sechs Kennzeichen
göttlichen Geistes:
„der Geist der Weisheit und des Verstandes,
der Geist des Rates und der Stärke,
der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn“,
die in der lateinischen Bibelübersetzung
noch durch den „Geist der Frömmigkeit“
ergänzt werden –
alles positive Eigenschaften,
die unserem Leben eine hohe Qualität geben.

     Andere Strophen des Liedes
sind als Gebetsrufe
an den Heiligen Geist formuliert.
Str. 3: „Zünd uns ein Licht an im Verstand“
angesichts der heute so verbreiteten Unvernunft
und Ratlosigkeit eine wirklich dringende Bitte!
Oder: „gib uns ins Herz der Lieb Inbrunst“
wie anders als mit entschlossener Nächstenliebe
können wir denn die menschlichen Konflikte
und weltweiten Nöte bewältigen?!
Und wenn es in der 4. Strophe heißt:
„den Fried schaff bei uns deine Gnad“,
dann ist genau das angesprochen,
was uns gegenwärtig Angst und Sorge macht.
Gewiss, wir Menschen müssen Frieden schaffen.
Aber das wird dauerhaft nur gelingen,
wenn wir uns auf den Frieden Gottes besinnen,
den er uns durch Christus geschenkt hat,
und uns von ihm leiten lassen.

     Martin Luther hat dieses Lied
nach einem alten lateinischen Hymnus
aus dem frühen 9. Jahrhundert gedichtet:
„Veni creator spiritus –
Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist.“
Seit vielen Hunderten von Jahren
wird dieser Ruf,
diese Bitte in unseren Kirchen laut.
Sie hat bis heute
nichts von ihrer Dringlichkeit verloren!
Man hat ja immer häufiger den Eindruck,
unsere Zeit sei „von allen guten Geistern verlassen.“
Da ist die Bitte um Gottes Heiligen Geist
wirklich an der Zeit!  
Möge er uns zu Menschen machen,
die in seinem Geist der Liebe
und des Friedens leben und handeln.

In diesem Sinne
wünsche ich Ihnen gesegnete Pfingsten!

Ihr Christian Klatt

 
Powered by CMSimpleRealBlog
nach oben