St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche vom 5. Dezember 2021 bis 11.Dezember 2021

04.12.2021

Andacht für die Woche vom 5. Dezember 2021 bis 11.Dezember 2021
über den Wochenpsalm des 2.Advents
Psalm 80

Verfasser: Christian Klatt 
Superintendent in Ruhe (Springe)

 

Der Psalm 80, aus dem uns
eine Auswahl von einigen Versen
als Wochenpsalm zum 2. Advent gegeben ist,
stammt aus sehr alter Zeit.
Aber seine Worte wirken erstaunlich aktuell.
Besonders die zahlreichen Gebetsrufe zu Gott sind,
so finde ich, auch uns
aus dem Herzen gesprochen.
„Du Hirte Israels, höre!“ (V. 2),
„Erwecke deine Kraft
und komm uns zur Hilfe!“
(V. 3),
„Gott Zebaoth, wende dich doch!
Schau vom Himmel und sieh,
nimm dich [unser] an!“
(V. 15),
„Lass uns leben,
so wollen wir deinen Namen anrufen.“
(V. 19).
Und ganz zum Schluss ein Kehrvers,
der dem Psalm schon zweimal zuvor
die Struktur eines Klageliedes
der versammelten Gemeinde gab:
„Herr, Gott Zebaoth, tröste uns wieder;
lass leuchten dein Antlitz,
so ist uns geholfen.“
(V. 4 + 8 + 20).

Damals sah sich das Volk Israel
ringsum von feindlichen Mächten bedroht.
„Du lässest unsre Nachbarn
sich um uns streiten,
und unsere Feinde verspotten uns.“ (V. 7)
Da schien der lange Weg der Heilsgeschichte,
auf dem Gott sein Volk bewahrt hatte
und auf den dieser Psalm
auch mit dankbaren Worten zurückblickt,
auf den Kopf gestellt.
Darum die flehentlichen Bitten,
Gott möge sein Volk jetzt nicht im Stich lassen.
    Heute sind es ganz andere Gefahren,
die uns bedrohen.
Die Corona-Pandemie ist mit einer vierten Welle
und hohen Infektionszahlen zurückgekehrt.
Zum zweiten Mal gehen wir
einem Weihnachtsfest mit vielen Auflagen
und Einschränkungen entgegen.
Gebannt verfolgen wir
die endlosen Debatten der politischen Parteien
und gewinnen selten ein klares Bild.
Manchmal denke ich,
die verantwortlichen Personen
sollten lieber mal eine Talkshow auslassen
und sich stattdessen
zu einem gemeinsamen Gottesdienst versammeln,
in dem sie Gott um Klarheit,
Verstand und Weitsicht bitten.
Das ist vielleicht nur ein frommer Wunsch.
Aber die alten Israeliten haben gewusst,
dass wir Menschen
für ein kluges und hilfreiches Handeln
viel Gottvertrauen brauchen.
    Dafür ist dieser Kehrvers
aus unserem Wochenpsalm ein schönes Beispiel.
„Herr, Gott Zebaoth,
tröste uns wieder;
lass leuchten dein Antlitz,
so ist uns geholfen.“
Diese wiederholte Bitte
ist ja in dem Vertrauen ausgesprochen,
dass Gott es gut mit uns Menschen meint,
auch wenn davon im Augenblick
wenig zu spüren ist.
Das hebräische Wort für „trösten“
bezieht sich nicht bloß
auf ein paar mitfühlende Worte,
sondern meint
eine Heilung an Leib und Seele,
eine umfassende Wendung zum Guten.
Und ein leuchtendes Angesicht
ist ein wunderbares Bild
für liebevolle Zuwendung,
wie wir das schon als Neugeborene erlebt haben,
als sich Mutter und Vater
mit beglückten Augen
über uns gebeugt haben.
    „Tröste uns wieder!
Lass leuchten dein Antlitz!“
Diese Worte aus dem Wochenpsalm
laden uns ein,
dass wir uns mit all unseren Sorgen und Nöten
an Gott wenden und darauf vertrauen,
dass er uns mit seiner Liebe stärken will
für die Aufgaben und Herausforderungen,
die vor uns liegen.
Oder um es mit den Worten
eines unserer Adventslieder zu sagen:
Noch manche Nacht wird fallen
auf Menschenleid und –schuld.
Doch wandert nun mit allen
der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte,
hält euch kein Dunkel mehr;
von Gottes Angesichte
kam euch die Rettung her.

Ich wünsche Ihnen
eine gesegnete Adventszeit.
Bleiben Sie behütet und zuversichtlich!
Ihr Christian Klatt    

 
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