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Andacht für die Woche vom 31.Oktober bis 6.November 2021

31.10.2021

Andacht für die Woche vom 31.Oktober bis 6.November 2021
über den Wochenpsalm am Reformationsfest

Psalm 46

Verfasser: Christian Klatt 
Superintendent in Ruhe (Springe)

 

Psalm 46 ist der Wochenpsalm
für das Reformationsfest.
Das kann auch kaum anders sein.
Denn Martin Luther hat sich
von diesem Bibeltext
für sein klassisches Reformationslied
„Ein feste Burg ist unser Gott“
anregen lassen.
„Der 46. Ain trost Psalm“
steht über dem Erstdruck dieses Chorals
in einem Gesangbuch aus dem Jahr 1529.
     In der Tat ist dieser Psalm
ein Lied voller Trost und Gottvertrauen.
Es wurde seinerzeit
von der im Tempel
 auf dem Berg Zion versammelten Gemeinde
im Gottesdienst angestimmt –
zu Gottes Lob und Preis
und zur Stärkung des eigenen Glaubens.

 „Gott ist unsre Zuversicht und Stärke,
eine Hilfe in den großen Nöten,
die uns getroffen haben.
Darum fürchten wir uns nicht“,
so lautet gleich der Beginn.
Die „großen Nöte“
werden in den folgenden Versen
nicht verschwiegen:
Angst vor Naturkatastrophen
(Erdbeben, Überflutungen)
und die immer wiederkehrende Kriegsgefahr.
Aber die Gemeinde
vertraut auf das Gotteswort,
das ihnen verkündet wird:
„Seid stille und erkennet,
dass ich Gott bin.“
Und so endet der Psalm noch einmal
mit einem schon zuvor zitierten Bekenntnis
zu dem Gott,
dessen Treue sie in ihrer langen Geschichte
immer wieder erfahren haben:
„Der Herr Zebaoth ist mit uns,
der Gott Jakobs ist unser Schutz.“

     Die hebräische Vokabel
für dieses letzte Wort „Schutz“
hat eigentlich die Bedeutung
„Anhöhe, Fels, Hochburg“,
bezeichnet also einen Ort,
wo Menschen Zuflucht finden können.

In seiner Bibelübersetzung
hat Martin Luther das Wort „Schutz“ gewählt.
Aber in seinem Choral
nimmt er den Urtext
sehr zutreffend
mit dem schönen Sprachbild einer „Burg“ auf:
„Ein feste Burg ist unser Gott.“

Ob Luther dabei an die Wartburg gedacht hat,
die ihm nach seiner Verurteilung
auf dem Reichstag zu Worms
fast ein Jahr lang
Schutz vor Verfolgung geboten hatte?
Mag sein.
Aber die Zeit auf der Wartburg lag,
als er sein Lied schrieb,
schon sechs bis sieben Jahre zurück.
Es waren 1527/28 ganz andere „große Nöte“,
die ihn bedrängten.
Die Pest wütete in Wittenberg
und hatte auch schon
in seinem engsten Freundeskreis
Opfer gefordert.
Auch hatte ihn die Nachricht
von der Hinrichtung
eines evangelischen Pfarrers erschüttert,
den er seit seiner Studienzeit kannte.
Hinzu kamen schwere gesundheitliche Probleme,
die ihn schon eine ganze Zeit lang quälten.
Dies und anderes mehr war der Grund,
weshalb Luther für diesen „Trostpsalm“
besonders empfänglich war
und ihn in Liedverse umdichtete.

     Von „großen Nöten, die uns getroffen haben“,
könnten wir auch heute
eine lange Litanei anstimmen.
Die immer noch andauernde Corona-Pandemie,
der dramatische Klimawandel
mit seinen schlimmen Folgen,
die riesigen durch Hunger und Krieg  
ausgelösten Fluchtbewegungen
in vielen Teilen der Erde –
dies alles lässt uns
mit Sorge in die Zukunft blicken.
Umso wichtiger ist ein starkes Gottvertrauen,
wie es uns in diesem Psalm 46 zugesprochen wird:
„Der Herr Zebaoth ist mit uns,
der Gott Jakobs ist unser Schutz.“
Im Vertrauen auf Gottes Beistand
gewinnen wir Kraft für die Aufgaben und Wege,
die vor uns liegen –
in der Politik, im Beruf und im privaten Leben.


So wünsche ich es Ihnen.
Bleiben Sie zuversichtlich und behütet!


Ihr Christian Klatt   

 
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