St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche vom 30.7. bis 5.8.2023

29.07.2023

Andacht für die Woche
vom 30.7. bis 5.8.2023
über das Evangelium
des 8.Sonntags in derTrinitatiszeit
Verfasser:
Pfarrer in Ruhe Jürgen-Peter Lesch
(Springe – früher Pfarrer der EKD in Hannover)

Evangelium nach Matthäus, Kap 5,13-16
Jesus spricht: Ihr seid das Salz der Erde.
Wenn nun das Salz nicht mehr salzt,
womit soll man salzen?
Es ist zu nichts mehr nütze,
als dass man es wegschüttet
und lässt es von den Leuten zertreten.

Ihr seid das Licht der Welt.
Es kann die Stadt,
die auf einem Berge liegt,
nicht verborgen sein.

Man zündet auch nicht ein Licht an
und setzt es unter einen Scheffel,
sondern auf einen Leuchter;
so leuchtet es allen,
die im Hause sind.

So lasst euer Licht leuchten
 vor den Leuten,
damit sie eure guten Werke sehen
und euren Vater im Himmel preisen.


Liebe Leserin, lieber Leser,
Das ist schon ein besonderes Geschehen,
das im Evangelium nach Matthäus
im fünften Kapitel berichtet wird.
Der Anfang allerdings
ist nicht außergewöhnlich.
Jesus spricht zu einer Menschenmenge.
Sie wird groß gewesen sein,
denn Jesus ist auf eine Anhöhe,
auf den Berg, wie es im Griechischen heißt,
gestiegen. Von dort aus
spricht er zunächst
über jene Verheißungen Gottes,
die wir als die Seligpreisungen kennen.
Ob die Leute dort etwas
mit diesen Seligpreisungen
anfangen können, wissen wir nicht.
Sicher, wenn sie offene Augen
und Ohren haben, dann kennen sie
die unterschiedlichen Menschen,
von denen Jesus spricht.
Sie sehen sie über die Straßen ziehen,
die geistlich Armen,
die wir heute als Bettelmönche bezeichnen würden.
Sie kennen Menschen und gehören
vielleicht selbst dazu:
Trauernde, die Leid tragen.
Sie wissen von sanftmütigen, milden,
um Ausgleich bemühte Menschen.
Und sie haben Menschen vor Augen,
die nach Gerechtigkeit
hungern und dürsten.
Sie kennen jene, die barmherzig sind ‚
und sich über andere erbarmen.
Ihnen sind wahrscheinlich
Menschen mit „reinem Herzen“ begegnet,
die oft als naiv beschimpft werden.
Sie erleben, dass Menschen sich immer wieder
und gegen viele Widerstände
um Frieden mühen.
Und wenn sie nicht wegschauen,
können sie die Verfolgten
und die Geschmähten sehen.
Nach diesen Worten wird Jesus persönlicher.
Er spricht nun die Leute direkt an:
Selig seid ihr, wenn euch die Menschen
um meinetwillen schmähen und verfolgen
und allerlei Böses gegen euch reden
und dabei lügen.
Seid fröhlich und jubelt;
es wird euch im Himmel
reichlich belohnt werden.
Denn ebenso haben sie
die Propheten verfolgt,
die vor euch gewesen sind.
    Wenn Jesus jetzt
vom reichlichen Lohn
im Himmel spricht,
dann merkt sicher die eine
oder der andere
von den Jüngerinnen und Jüngern,
dass sie nun im Besonderen gemeint sind.
Sie, die mit Jesus unterwegs sind,
unterwegs in eine ungewisse Zukunft.
Sie können ja nicht wissen, ‚
was auf sie zukommen wird.
Sie haben keine Ahnung davon, ‚
wie ihre Geschichte mit Jesus enden
und dann neu und ganz anders
anfangen wird.
Bevor die Menschen noch lange
darüber nachdenken können,
spricht Jesus weiter:
Ihr seid das Salz der Erde.
Wenn nun das Salz nicht mehr salzt,
womit soll man salzen?
Es ist zu nichts mehr nütze,
als dass man es wegschüttet
und lässt es von den Leuten zertreten.

 Ihr seid das Licht der Welt.
Es kann die Stadt,
die auf einem Berge liegt,
nicht verborgen sein.
Man zündet auch nicht ein Licht an
und setzt es unter einen Scheffel,
sondern auf einen Leuchter;
so leuchtet es allen,
die im Hause sind.

So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten,
damit sie eure guten Werke sehen
und euren Vater im Himmel preisen.

    Das sind Gedanken, die –
leicht abgewandelt –
in den allgemeinen Sprachgebrauch
übergegangen sind.
Vor allem die Formulierung
„sein Licht unter den Scheffel stellen“
wird gern verwendet.
Und das, obwohl der Scheffel,
ein Hohlmaß von ca. 8,7 Litern,
heute kaum noch bekannt ist.
Doch was der Satz meint,
ist immer noch klar:
Da verbirgt jemand seine Fähigkeiten,
seine Talente und seine Kenntnisse.
Er traut sich nicht,
offen und klar zu sagen,
was er gelernt hat,
was er kann,
welche Ideen und Fantasien
in ihm stecken.
Das ist im Alltag,
im alltäglichen Umgang miteinander,
vor allen Dingen schade.
Wirklich schlimm wird es
zum Beispiel dann,
wenn es um die Bewerbung
für eine Arbeitsstelle geht.
Es ist immer noch so,
dass Frauen in einem Vorstellungsgespräch
nachdenklicher sind,
ihre eigenen Fähigkeiten
weniger offensiv darstellen
und sie immer wieder
in Beziehung setzen
zu dem Erwartungsprofil.
Frauen sind häufig kommunikativer,
wollen Teil einer Gemeinschaft sein.
Und das kann dazu führen,
dass sie ihre eigenen Bedürfnisse,
Wünsche und Hoffnungen
hintanstellen.
Sie stellen eben ihr Licht
unter den Scheffel.
Dagegen versuchen vor allem Männer
in solchen Situationen,
ihr Licht leuchten zu lassen.
Wobei dieses Licht nicht immer
die hellste Kerze auf der Torte sein muss.
Mit einem Selbstbewusstsein,
das nicht unbedingt in ihren Fähigkeiten
und in ihrem Wissen begründet ist,
lassen sie das, was sie für ihr Licht halten,
leuchten vor den Leuten.
    Sein Licht unter den Scheffel stellen
oder sein Licht vor den Leuten
leuchten lassen –
diese Worte sind von Jesus
anders gemeint,
als sie üblicherweise gebraucht werden.
Es geht nicht um eine Bewerbung.
Es geht nicht darum,
selbstbewusst aufzutreten.
Es geht um einen Auftrag von Jesus
an seine Jüngerinnen und Jünger,
einen Auftrag an alle,
die sich zu Jesus Christus bekennen
und in seiner Nachfolge leben wollen.
Es ist ein Auftrag an uns
in unseren Gemeinden.
    Jesus sagt:
Stellt dieses euer Licht
nicht unter einen Scheffel
.
Das ist sinnloses Tun, dummes Zeug.
 Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten.
Lasst es leuchten,
indem ihr tut, was euch von Anfang an
ans Herz gelegt worden ist.
Tut, was ich euch
in diesem Sinn gelehrt habe:
Hungrige speisen,
Durstigen zu trinken geben,
Fremde aufnehmen,
Nackte kleiden,
Kranke besuchen
und zu den Gefangenen hingehen.
    Salz und Licht -
das entspricht Reden und Handeln.
Salz sein heißt,
sich einmischen mit Worten.
Licht sein bedeutet,
sich tatkräftig für andere Menschen,
für die Tiere und Pflanzen,
für die gesamte Schöpfung einzusetzen.
Nicht weil es einfach wäre.
Nicht weil es üblich ist.
Nicht weil wir dazu
besonders befähigt wären.
Sondern weil wir
dazu beauftragt sind.
Weil wir einen Auftrag haben.
Dabei geht es nicht darum,
etwas zu sagen oder zu tun
und danach gut da zu stehen.
Sondern weil wir von Gott
ohne Wenn und Aber angenommen sind,
können wir diesen Auftrag übernehmen.
Das macht es uns nicht automatisch leichter.
Das schützt uns nicht
vor Verzweiflung und Furcht.
Dagegen hilft uns,
uns immer wieder selbst
und einander an die Botschaften über
und die Zusagen von Jesus Christus
zu erinnern. Am Anfang heißt es:
Fürchtet euch nicht!
Am Ende hören wir die Worte Jesu:
Siehe, ich bin bei euch
alle Tage bis an der Welt Ende.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Woche.
Jürgen-Peter Lesch

 
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