Archiv
Andacht für die Woche vom 3. März 2024 bis 9. März 2024
Andacht für die Woche
vom 3. März 2024 bis 9. März 2024
zur Epistel für den 3. Sonntag
in der Passionszeit (Okuli)
und die anschließende Woche
aus dem Brief an die Epheser 5,1-9
Verfasser:
Superintendent in Ruhe
Jürgen Flohr (Springe – früher Syke)
Liebe Lesende!
Wir stellen unsere Wochenandachten
noch einmal um.
Wir haben in den letzten Jahren
zuerst über die Wochensprüche geschrieben
und dann über die Wochenpsalmen,
über die Wochenlieder
und über die sonntäglichen Evangelien.
Jetzt nun sind die Episteln dran,
von denen es ebenfalls
für jeden Sonntag eine gibt;
das sind Abschnitte aus den Briefen
im Neuen Testament unserer Bibel.
Heute ist das wie oben zu sehen
ein Stück aus dem Brief
an die Gemeinde in Ephesus,
das lautet wie folgt:
- Ahmt Gott nach
als geliebte Kinder - und wandelt in der Liebe,
wie auch Christus uns geliebt hat
und hat sich selbst für uns gegeben
als Gabe und Opfer,
Gott zu einem lieblichen Geruch. - Von Unzucht aber
und jeder Art Unreinheit
oder Habsucht soll bei euch
nicht einmal die Rede sein,
wie es sich für die Heiligen gehört, - auch nicht von schändlichem Tun
und von närrischem
oder losem Reden,
was sich nicht ziemt,
sondern vielmehr von Danksagung. - Denn das sollt ihr wissen,
dass kein Unzüchtiger
oder Unreiner oder Habsüchtiger -
das ist ein Götzendiener –
ein Erbteil hat im Reich Christi und Gottes. - Lasst euch von niemandem verführen
mit leeren Worten;
denn um dieser Dinge willen
kommt der Zorn Gottes
über die Kinder des Ungehorsams. - Darum seid nicht ihre Mitgenossen.
- Denn ihr wart früher Finsternis;
nun aber seid ihr Licht in dem Herrn.
Wandelt als Kinder des Lichts;
- die Frucht des Lichts
ist lauter Güte und Gerechtigkeit
und Wahrheit.
Diese Verse beginnen
mit der Aufforderung
„Wandelt in der Liebe!“
Das klingt ganz ähnlich
wie die diesjährige Jahreslosung
„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“
Beide Sätze fordern uns auf,
dass wir als Christinnen und Christen
der Liebe Geltung
und Raum verschaffen sollen,
so gut wir es können.
Diesem Grundsatz werden
die meisten von uns sicher zustimmen
und also feststellen:
So soll es sein, dass Liebe herrscht
unter uns Menschen -
so wie Jesus Christus
uns das vorgelebt hat.
Nach ihm sollen auch wir
selber uns richten,
so will es Gott, und so ist es richtig!
Damit ist eigentlich
alles Wesentliche gesagt,
und so könnte der Briefabschnitt
mit dem 2. Vers bereits schließen.
Doch das tut er nicht,
sondern der Verfasser spricht sich
nun noch ausführlich und deutlich aus
gegen Unzucht und Habsucht,
gegen schändliches Tun
und gegen lose Reden,
die sich nicht gehören.
Warum tut er das?
Weil offenbar viele Menschen
auch unter Christen
eben nicht liebevoll miteinander umgehen;
sondern ganz im Gegenteil
missbrauchen sie einander
auch unter kirchlichen Mitarbeitern,
wie wir inzwischen wissen:
die Menschen gieren nach Geld,
führen unmoralische Reden
und handeln zuweilen auch so.
Dies prangert der Apostel an
und warnt eindringlich
vor solchem Verhalten.
Was er uns wohl schreiben würde?
Die Empfänger des Briefes
sollen nicht wieder zurückfallen
in das falsche Leben,
das sie früher als Heiden geführt haben.
Damals lebten sie in der Finsternis,
jetzt aber im Licht Gottes;
und nun sollen sie
auch als Kinder des Lichts wandeln,
also in Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit
glauben, leben und handeln.
Können dies alles auch wir Heutigen
uns gesagt sein lassen,
wo wir doch
unter ganz anderen Verhältnissen
und in völlig anderen Zeiten leben?
Ich meine schon;
denn finster erscheint uns
doch vieles auch in unseren Tagen.
Denken wir nur an den Krieg in der Ukraine,
an das schreckliche Gegeneinander
zwischen Israelis und Palästinensern
oder an die täglichen Probleme
im eigenen Land.
Darum denke ich schon,
dass auch wir diese Zusagen
und Forderungen
des Epheser-Briefes hören
und beherzigen sollten.
Denn wir verstehen uns doch
ebenfalls als Gottes geliebte Kinder
und wollen in seiner Liebe leben
und diese Liebe weitergeben
an die Menschen in unserer Umgebung,
so gut wir es vermögen.
Dabei kann es uns durchaus helfen,
auf die Ermahnungen des Apostels zu hören;
denn spielt nicht der Egoismus
leider eine recht große Rolle
auch in unserer Gesellschaft
und auch unter Christen?
Ein liebevoller
und verständnisvoller Umgang
untereinander hingegen ist
wohl eher selten.
Es scheint deshalb durchaus angebracht,
dass wir einmal kritisch sichten,
wie wir denn in der Familie,
im Freundeskreis, in der Nachbarschaft
und im Berufsalltag miteinander umgehen
und ob dort Liebe und Gerechtigkeit herrschen
oder ganz andere Gewohnheiten.
Wäre es deshalb nicht nötig,
dass wir uns öfter einmal
in die Rolle der anderen
hineindenken und überlegen,
was ihnen gut täte?
Und wenn wir dann feststellen,
wo unser bisheriges Verhalten
nicht in Ordnung war,
dann wäre es an der Zeit,
unser Handeln neu auszurichten
und nicht mehr
vor allem dem Eigennutz zu dienen,
sondern der Mitmenschlichkeit.
Wäre eine solche Neuausrichtung
unseres Lebensweges
nicht eine gute Idee
für diese Zeit vor Karfreitag und Ostern,
für diese Passionszeit,
in der wir an Jesu Leiden gedenken
und dann seinen Sieg über Tod
und Teufel feiern?
Diese Frage, ob unser Leben
in die richtige Richtung läuft,
stellt uns die heutige Epistel,
und wir sollten sie ehrlich beantworten;
und sollten dann überlegen,
ob wir so weiterlaufen wollen
wie bisher oder die Richtung
verändern müssen.
Was und wer soll in Zukunft
unser Denken und Handeln bestimmen? -
die Liebe Christi oder andere Götter
wie z.B. das Geld oder mein Egoismus?
Soll es also hell werden
und bleiben in meinem Leben
oder dunkel?
Das fragt uns
der Verfasser unseres Briefabschnitts.
Wie antworten wir?
Jürgen Flohr