St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche vom 3. April bis 9. April 2022

02.04.2022

Andacht für die Woche
vom 3. April bis 9. April 2022
über die Wochenlied des Sonntags Judica
„Holz auf Jesu Schulter“ (EG 97)
Verfasser: Superintendent in Ruhe
Christian Klatt (Springe)

„Holz auf Jesu Schulter,
von der Welt verflucht,

ward zum Baum des Lebens
und bringt gut Frucht.“

Das neue Wochenlied für den Sonntag Judica
beeindruckt durch seine sprachliche
und theologische Aussagekraft.
In allen sechs Strophen
sind es jeweils nur zwei Verse,
die mit wenigen Worten
den „Widerstreit von Kreuz und Auferstehung,
von Sinnlosigkeit und Lebensreichtum“
zum Ausdruck bringen.
So hat der Verfasser selbst,
der Theologe Jürgen Henkys,
seine Dichtung beschrieben.
    Das Holzkreuz Jesu,
eigentlich Symbol
eines schändlichen, unehrenhaften Todes,
ist zu einem Baum des Lebens geworden.
Denn es steht
für die Kraft der Liebe und der Hingabe,
der Versöhnung und des Friedens,
die in der Person Jesu
zum Leuchten gekommen ist
und die bei uns allen
gute Frucht bringen will.
    Darum heißt es
in der zweiten Strophe:

„Wollen wir Gott bitten,
dass auf unsrer Fahrt

Friede unsre Herzen
und die Welt bewahrt.“

Ja, die Bitte um den Frieden
ist das Gebot der Stunde
in diesen dunklen Tagen.
Das ist eine schlimme Passionszeit
für das ukrainische Volk.
Aber nicht nur dort.
   Der Liederdichter hat recht,
wenn er in der dritten
und fünften Strophe sagt:

„Denn die Erde klagt uns an
bei Tag und Nacht.“

„Denn die Erde jagt uns
auf den Abgrund zu.“

Genauso ist es!
Man könnte darüber verzweifeln,
wenn man nichts wüsste
von dem guten
und ermutigenden Zuspruch Gottes,
den der Dichter beide Male hinzufügt:

„Doch der Himmel sagt uns:
Alles ist vollbracht!“

„Doch der Himmel fragt uns:
Warum zweifelst du?“

Darum klingen mitten in diesem ernsten Lied,
in der vierten Strophe,
auch der Lobpreis und die Zuversicht auf:

„Wollen wir Gott loben,
leben aus dem Licht.“

   Und mit einer geradezu paradoxen,
aber präzisen Formulierung
bringt der Dichter auf den Punkt,
dass Gott uns in allem,
was wir erleben und erleiden,
gnädig zugewandt ist:

„Streng ist seine Güte,
gnädig sein Gericht.“

   Die letzte Strophe
wiederholt noch einmal,
nun in der Form eines Gebetes,
was schon in der ersten Strophe
gesagt wurde:
Das Kreuz Jesu
ist für uns ein Baum des Lebens:

„Hart auf deiner Schulter
lag das Kreuz, o Herr,

ward zum Baum des Lebens,
ist von Früchten schwer.“

   Und dann endet das Lied
mit einem Kehrvers,
der auch schon zuvor
am Schluss aller Strophen erklungen ist:

„Kyrie eleison,
sieh, wohin wir gehn.
Ruf uns aus den Toten,
lass uns auferstehn!“

    Die holländische Textvorlage
für dieses Wochenlied war ursprünglich
für den letzten Sonntag im Kirchenjahr,
für den Totensonntag, geschaffen worden.
Jürgen Henkys aber hat sein Lied
auf der Grenze
zwischen Passion und Ostern angesiedelt.
Die Bitte „Kyrie eleison - Herr, erbarme dich“
richtet sich an den,
dessen Tod am Kreuz
für uns ein Ruf zum Leben ist,
zu einem Leben,
das allen dunklen Erfahrungen standhält
und Zeichen des Friedens
und der Liebe dagegensetzt.

Ich wünsche Ihnen
eine gesegnete Passions- und Osterzeit.
Bleiben Sie behütet und zuversichtlich!

Ihr Christian Klatt  

 
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