St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche vom 3.September bis 9.September 2023

02.09.2023

Andacht für die Woche
vom 3.September bis 9.September 2023

über das Evangelium
des 13. Sonntag nach Trinitatis
„Der barmherzige Samariter“
(Evangelium des Lukas, 10.25-37)

Verfasser:
Superintendent in Ruhe Christian Klatt
(Springe)

Der barmherzige Samariter,
von dem Jesus in seinem Gleichnis erzählt,
ist eine der bekanntesten Figuren
im Neuen Testament.
Auch da, wo man von der biblischen Überlieferung
kaum noch etwas weiß,
ist er ein Begriff,
geradezu der Inbegriff für Humanität
und Nächstenliebe.
In einer Welt, die heute wie damals
voller Gewalt und Bosheit,
voller Vorurteile und Gleichgültigkeit ist,
steht dieser Samariter
als ein leuchtendes Beispiel
für Mitmenschlichkeit, Barmherzigkeit
und Hilfsbereitschaft vor uns.

    Dabei tut er eigentlich
gar nichts Besonderes,
aber mit großer Selbstverständlichkeit
tut er genau das Richtige,
nämlich das, was nötig ist.
Er sieht einen Menschen
 am Wegesrand liegen,
der ausgeraubt
und schwer verletzt worden ist.
Während zwei andere,
noch dazu gottesfürchtige Männer
einfach vorübergegangen sind,
lässt sich ausgerechnet
der Samariter, ein Fremder,
anrühren von dieser Not,
die ihm zu Herzen geht.
„Als er ihn sah, jammerte er ihn“,
heißt es im Gleichnis,
und er ging zu ihm,
goss Öl und Wein auf seine Wunden
und verband sie ihm,
hob ihn auf sein Tier
und brachte ihn in eine Herberge
und pflegte ihn.“

Und für die weitere Pflege
und Betreuung gibt und verspricht er
noch einen finanziellen Beitrag,
bevor er weitergeht.
Genau das meint Barmherzigkeit:
sich anrühren lassen
und helfen und das tun,
was möglich ist,
und sogar noch ein wenig
darüber hinaus.

    Dafür ist dieser namenlose,
aber weltbekannte Samariter
ein leuchtendes Beispiel.
Und er ist, Gott sei Dank,
kein Einzelfall geblieben.
Sein Beispiel hat Schule gemacht
und weitergewirkt bis in unsere Zeit.
Eine Hilfsorganisation,
der Arbeiter-Samariter-Bund,
bezieht sich in ihrem Namen
ausdrücklich auf dieses Gleichnis.
Daneben gibt es
die großen Wohlfahrtsverbände,
die vielen Einzelinitiativen
und zahllose Privatpersonen,
die von langer Hand
oder spontan zur Stelle sind,
wenn Menschen in Not geraten.
In vielen Kirchen
wird jetzt am 3. September
der Sonntag der Diakonie gefeiert,
für den diese Geschichte
vom barmherzigen Samariter
nicht nur der klassische Bibeltext ist,
sondern auch ein bleibender Impuls.

    Denn Jesus beendet
sein Gleichnis mit der Aufforderung:
„Geh hin und tu desgleichen!“
Das ist die Antwort an den,
der ihn mit Blick
auf das Gebot der Nächstenliebe
damals gefragt hatte:
Wer ist denn mein Nächster?
Jesus antwortet ihm:
Frag nicht: Wer ist mein Nächster?,
sondern sieh zu,
wem du selbst ein Nächster werden kannst.
Mach es wie dieser Samariter:
Halte die Augen offen
und halte dein Herz bereit,
geh nicht achtlos vorüber,
lasse dich anrühren und ansprechen,
schau, wo du gebraucht wirst,
und zögere nicht, das zu tun,
was in deinen Kräften steht.
„Geh hin und tu desgleichen!“

    Ziehen wir bei diesem Appell
die Köpfe ein oder drehen uns
verlegen zur Seite?
Nächstenliebe ist ja ein schönes Wort,
aber sie kann auch anstrengend sein.
Manchmal fühlen wir uns selber
wie ausgebrannt und haben genug
mit unseren eigenen Sorgen
und Lasten zu tun,
anstatt uns auch noch
um andere zu kümmern.
Aber was wäre, wenn wir selber
mal am Boden lägen und froh wären,
wenn ein Samariter vorbeikäme?!
Jesus will uns nicht überfordern,
aber er ruft uns auf seinen Weg der Liebe,
damit die Barmherzigkeit
Raum gewinnt in unserer oft so trostlosen Welt.

 

Bleiben Sie behütet und zuversichtlich,
und halten Sie die Augen offen,
und das Herz noch mehr!
Ihr Christian Klatt

 
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