St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche vom 25. bis 31.Juli 2021

23.07.2021

Andacht für die Woche vom 25. bis 31.Juli 2021
über den Wochenpsalm am 8. Sonntag nach Trinitatis

Ps. 48, 2+3.9-15

Verfasser: Christian Klatt 
Superintendent in Ruhe (Springe)

 

„Groß ist der Herr und hoch zu rühmen
in der Stadt unseres Gottes,
auf seinem heiligen Berge.

Schön ragt empor sein Gipfel,

daran freut sich die ganze Welt.“

Mit diesem hymnischen Lobpreis
beginnt der neue Wochenpsalm.
Er gehört zu der Gruppe der sogenannten Zionlieder;
das sind Psalmen,
die die Pracht und die Bedeutung
des Heiligtums auf dem Berg Zion
in Jerusalem besingen.
König David hatte im 10. Jahrhundert v. Chr. den Zion
zum politischen und religiösen Zentrums Israels gemacht.
Der Tempel,
den Davids Sohn
und Nachfolger Salomo dort erbauen ließ,
muss von beeindruckender Größe
und Schönheit gewesen sein.
So klingt in den Zionliedern
auch etwas von Stolz und Bewunderung
über dies großartige Gebäude an.

     Doch viel wichtiger ist etwas anderes.
Nicht der Tempel,
sondern Gott steht im Mittelpunkt dieses Hymnus:
„Groß ist der Herr und hoch zu rühmen
in der Stadt unseres Gottes.“
Denn dieses sakrale Gebäude
auf dem „heiligen Berge“
war für die Israeliten
ein Ort der Gottesbegegnung.  
„Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses
und den Ort, da deine Ehre wohnt“,
heißt es in einem anderen Psalm (26, 8).
Die Gottesdienste, die dort gefeiert wurden,
schufen ein besonderes Gefühl der Nähe Gottes.
Dies kommt auch
in unserem Wochenpsalm zum Ausdruck (V. 10):
„Gott, wir gedenken deiner Güte
in deinem Tempel.“

     Diese Erfahrung kennen wir doch auch
aus den Gottesdiensten in unseren Kirchen.
Sie geben uns Raum und Zeit
für die Begegnung mit Gott.
Wir treten vor ihn mit unseren Gebeten und Liedern.
Wir hören auf die Worte des Evangeliums,
die uns Gottes Güte und Barmherzigkeit zusprechen
und Wegweisung für unser Leben geben.
Das sind heilsame Erfahrungen,
die uns gut tun.
Denn im Alltag unseres Lebens
sind wir immer wieder
großen Herausforderungen
und Erschütterungen ausgesetzt.
Die Corona-Pandemie
oder die jüngste Hochwasserkatastrophe
haben uns erneut vor Augen geführt,
wie brüchig die Fundamente unseres Lebens
und wie begrenzt unsere Kräfte sind.
Aus den Bibeltexten
des Alten und des Neuen Testaments hören wir,
dass wir dennoch nicht auf verlorenem Posten stehen,
weil Gott uns nicht verloren gibt.
„Gott, wir gedenken deiner Güte
in deinem Tempel.“

     Der Tempel in Jerusalem ist längst Geschichte.
Nach seiner endgültigen Zerstörung im Jahr 70 n. Chr.
ist von ihm nichts mehr übrig geblieben
außer der berühmten „Klagemauer“.
Doch mit den alten Zionliedern
können auch wir in unseren Gottesdiensten
einstimmen in den Lobpreis Gottes.
Denn „er ist’s, der uns führet.“ (V. 15)
Das sind die letzten Worte aus dem Wochenpsalm.
Sie schenken uns die Gewissheit
und rufen uns zum Vertrauen,
dass Gott bei uns ist –
„am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“
(Dietrich Bonhoeffer)


Bleiben Sie zuversichtlich
und behütet!
Ihr Christian Klatt

 
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