St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche vom 25. Dezember 2022 (1. Weihnachtstag) bis 31. Dezember 2022 (Silvester)

25.12.2022

Andacht für die Woche
vom 25. Dezember 2022 (1. Weihnachtstag)
bis 31. Dezember 2022 (Silvester)
zum Wochenlied zum Ewigkeitssonntag
Gelobet seist du, Jesu Christ“ (EG 23)
Verfasser: Superintendent in Ruhe Wilhelm Niedernolte
(Eldagsen)

1. Gelobet seist du, Jesu Christ,
dass du Mensch geboren bist
von einer Jungfrau, das ist wahr;
des freuet sich der Engel Schar.
Kyrieleis!

2. Des ew'gen Vaters einzig Kind
jetzt man in der Krippen findt.
In unser armes Fleisch und Blut
verkleidet sich das ewig Gut.
Kyrieleis!

3. Den aller Welt Kreis nie beschloss,
der liegt in Marien Schoß.
Er ist ein Kindlein worden klein,
der alle Ding' erhält allein.
Kyrieleis!

4. Das ewig Licht geht da herein,
gibt der Welt ein'n neuen Schein.
Es leucht' wohl mitten in der Nacht
und uns des Lichtes Kinder macht.
Kyrieleis!

5. Der Sohn des Vaters, Gott von Art,
ein Gast in der Welt hier ward
und führt uns aus dem Jammertal.
macht uns zu Erben in sein'm Saal.
Kyrieleis!


6. Er ist auf Erden kommen arm,
dass er unser sich erbarm',
und in dem Himmel mache reich
und seinen lieben Engeln gleich.
Kyrieleis.

7. Das hat er alles uns getan,
Sein' groß' Lieb' zu zeigen an.
Des freu' sich alle Christenheit
Und dank' ihm des in Ewigkeit.
Kyrieleis

Liebe Leserin, lieber Leser,
Luthers Lieder –
so auch dieses Weihnachtslied -
stehen alle im Dienst der Verkündigung.
Das biblische Wort
und seine wesentlichen Aussagen
sollen singend das Herz
und den Verstand der Menschen erreichen.
Dies lässt sich auch
an den einzelnen Strophen von
„Gelobet seist du, Jesu Christ“ zeigen,
dessen erste Strophe
Luther den liturgischen Stundenbüchern
des Zisterzienserinnenklosters Medingen
entnommen und mit weiteren sechs Strophen
fortgeführt hat.
Hinsichtlich der biblischen Bezüge
lassen sich besonders in der vierten Strophe
Verbindungen zum Johannes-Prolog aufzeigen.
Wenn es in Johannes 1,9 heißt:
„Das war das wahre Licht,
das alle Menschen erleuchtet,
wenn es in die Welt kommt“,
dann heißt es in dem Weihnachtslied:
„Das ewig Licht geht da herein,
gibt der Welt ein’ neuen Schein;
es leucht’ wohl mitten in der Nacht
und uns des Lichtes Kinder macht.“

Die Mitte des Liedes
erzählt von der entscheidenden Wende
in der Mitte der Nacht
und berichtet damit
vom Beginn des neuen Tages.
Es ist der Tag,
an dem Gott selbst erscheint
und die Menschen
mit seinem Licht erleuchtet.
Er holt sie heraus
aus der Nacht der Gottferne
und führt sie dem neuen Tag entgegen,
der mit Jesu Geburt beginnt.

Während die Verse eins bis drei
von der Menschwerdung Jesu Christi berichten
und in knapper und doch bildreicher Sprache
seine Geburtsgeschichte erzählen,
stellt der vierte Vers
auch für das Lied einen Wendepunkt dar.
Nun geht es nicht mehr um Christus
und seinen Weg,
nun geht es um die Menschen.
Nun geht es um das,
was Christus für sie ist
und aus ihnen macht.
Christus führt die Menschen
aus dem Jammertal der Gottferne.
Er erbarmt sich ihrer,
er öffnet ihnen den Himmel
und macht sie den Engeln gleich.
Das alles mündet
in die zentrale Aussage der letzten Strophe:
„Das hat er alles uns getan.“
Auf diesen entscheidenden Satz
läuft die Weihnachtsgeschichte hinaus.
Die Geburt Jesu Christi
wird mit der Rettung der Menschen begründet.
Allein darum geht es:
Jesus Christus
kam zum Heil der Menschen
auf diese Erde.
Darüber sollen die Menschen sich freuen
und Gott in Lob und Anbetung danken.
Während sich zu Beginn des Liedes
die Engel über die Menschwerdung
Jesu Christi freuen,
werden am Ende die Menschen aufgefordert,
sich über das zu freuen,
was Christus für sie getan hat.

Luther hat mit dem Inhalt
dieses Weihnachtsliedes erfüllt,
was sein reformatorisches Anliegen war,
der geistliche Gesang in den Gottesdiensten
sollte zur theologischen Bildung
und zur Kenntnis
und Verinnerlichung
der biblischen Botschaft beitragen.
Er sollte zugleich
anspruchsvolle dogmatische Aussagen
in verständlicher Sprache zu Gehör bringen.
Für seine Zeit ist ihm dies sicher gelungen.
Die Sprache des Liedes
orientiert sich an der Lebenswelt
der Menschen des 16. Jahrhunderts.
Orientiert sie sich damit aber
auch an der Lebenswelt
der Menschen des 21. Jahrhunderts?
Ist beispielsweise
das Jammertal noch ein Wort,
mit dem Menschen
in der Weihnachtszeit
in Berührung kommen wollen?
Erfüllt dieses Lied auch heute noch
den von Luther anvisierten Zweck?
Ich denke: Ja.
An Weihnachten geht es um das,
was Luther in seinem Lied
in gekonnter Weise zur Sprache bringt:
Christus kam für mich
auf diese Erde.
Er kam, um das Dunkel meines Lebens
mit seinem Licht zu erleuchten.
Er kam, damit der Wunsch
und die Hoffnung auf Frieden
zumindest in meinem ganz persönlichen Bereich
so Wirklichkeit werden können,
dass der Friede auf Erden
mehr als eine Utopie ist.


Ich wünsche Ihnen
eine gesegnete Weihnachtszeit.

Wilhelm Niedernolte

 
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