St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche vom 18. Juni bis 24. Juni 2023

16.06.2023

Andacht für die Woche
vom 18. Juni bis 24. Juni 2023
über das Evangelium
vom  2. Sonntag nach Trinitatis
Verfasser:
Superintendent in Ruhe
Jürgen Flohr (Springe – früher Syke)


Lukas 14,15-24

Einer, der mit zu Tisch saß, sprach zu Jesus:
Selig ist, der das Brot isst im Reich Gottes!

Jesus sprach: Es war ein Mensch,
der machte ein großes Abendmahl
und lud viele dazu ein.

Und er sandte seinen Knecht aus
zur Stunde des Abendmahls,
den Geladenen zu sagen:
Kommt, denn es ist schon bereit!

Da fingen sie alle an, sich zu entschuldigen.

Der erste sprach zu ihm:
Ich habe einen Acker gekauft
und muss hinausgehen
und ihn besehen;
ich bitte dich, entschuldige mich.

Und ein anderer sprach:
Ich habe fünf Joch Ochsen gekauft
und ich gehe jetzt hin,
sie zu besehen;
ich bitte dich, entschuldige mich.

Wieder ein anderer sprach:
Ich habe eine Frau geheiratet;
darum kann ich nicht kommen.
Und der Knecht kam zurück
und sagte das seinem Herrn.

Da wurde der Hausherr zornig
und sprach zu seinem Knecht:
Geh schnell hinaus auf die Straßen
und Gassen der Stadt
und führe die Armen und Verkrüppelten
und Blinden und Lahmen herein.

Und der Knecht sprach:
Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast;
es ist aber noch Raum da. 
Und der Herr sprach zu dem Knecht:
Geh hinaus auf die Landstraßen
und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen,
dass mein Haus voll werde.

Denn ich sage euch:
Keiner der Männer, die eingeladen waren,
wird mein Abendmahl schmecken.

 

Liebe Lesende,

Wir lesen hier beim Evangelisten Lukas
ein Gleichnis Jesu.
Mit solchen Beispielgeschichten hat Jesus
nicht nur eine schöne
oder interessante Begebenheit erzählt,
sondern er wollte damit
einen bestimmten Sachverhalt deutlich
und anschaulich schildern
und auch eine wichtige Botschaft
an die Hörerinnen und Hörer  vermitteln.

    In diesem Gleichnis vom großen Abendmahl
geht es darum,
dass Jesus seine Zuhörer einladen will,
in die Gemeinschaft derer zu kommen,
die auf Gott vertrauen und die ihm,
Jesus, nachfolgen wollen.
Dazu brauchen sie nicht,
wie man bis dahin dachte,
bestimmte Bedingungen zu erfüllen
und auch keine
besonderen Leistungen zu erbringen;
sie müssen nur die Einladung Jesu
annehmen.

     Das klingt ganz einfach;
es ist auch einfach, aber es hat Konsequenzen
für seine Zuhörer und dann auch für mich
und mein Leben,
wenn ich diese Einladung Jesu annehme. 

    Doch ehe wir dies alles bedenken,
wollen wir noch etwas genauer hinschauen,
was uns an der Erzählung
vom großen Abendmahl auffällt.
Es gibt da nämlich einige Merkwürdigkeiten.
Es fällt z.B. auf,
dass die zuerst Geladenen
eigentlich längst über das geplante Abendmahl
informiert waren.
Vers 16 sagt, dass sie bereits eingeladen waren
und nun kurz vorher nur daran erinnert wurden,
dass jetzt alles bereit sei.

Trotzdem sagen sie in letzter Minute ab
und bringen dafür
zumeist recht merkwürdige Begründungen vor:
Dass sie den gekauften Acker
oder die gekauften Ochsen
gerade an diesem Abend sofort ansehen müssten!? 
Und es fällt auf,
dass anscheinend alle zuerst Eingeladenen
gleichzeitig absagen -
fast wie verabredet.

     Warum tun sie das?
Verachten sie vielleicht
insgeheim den Einladenden -
und sind sich selbst genug
in ihrem Reichtum und ihrer Vornehmheit?

    Von Jesus angesprochen
sind hier wohl die Frommen
und Reichen in Israel, die meinten,
dass sie alles richtig machten und glaubten,
nicht angewiesen zu sein
auf die neue frohe Botschaft Jesu von Nazareth.
Darum ging dann diese Botschaft
weiter an die „geistlich Armen“,
die nicht auf ihre frommen Leistungen
vertrauen konnten.
Das sind im Gleichnis wohl die Armen
und Blinden und Lahmen der Stadt.
Und mit den im dritten Anlauf
eingeladenen Landstreichern
von außerhalb der Stadt meint Jesus
vielleicht die Heiden,
denen seine frohe Botschaft am Ende
auch noch gilt.

    Das Ganze verstehe ich so,
dass Jesus alle einlädt
in die neue Gemeinschaft mit ihm,
in seinen Glauben und in sein Vertrauen
auf den Vater im Himmel:
Diejenigen, die glauben,
die Zweifler, die Unsicheren, die Suchenden,
die Fremden, eben alle,
die zu ihm kommen wollen. 
Draußen vor der Tür bleiben nur die,
die sich der Einladung verweigern.

    Was heißt das alles
dann für uns und in der heutigen Zeit?

Es bedeutet, dass Jesus
und manche Christinnen und Christen
in seinem Auftrag uns alle einladen,
mit ihnen auf Gott zu vertrauen
und die Mitmenschen zu lieben
so wie Jesus es vorgelebt hat.
Es bedeutet, dass wir
die Gemeinschaft derer bilden
 und leben können,
die zu Jesus Christus gehören.
Darum nennen wir uns Christen
und handeln auch im Sinne Jesu
so gut wir es vermögen;
z. B. in den vielfältigen Arbeitsfeldern der Diakonie.

Und dann haben wir auch die Hoffnung,
dass wir uns – im Bilde gesprochen –
dereinst an Gottes großem Tisch zusammenfinden. 
Vielleicht bilden wir dann auch unter uns Menschen
schon hier und da Gemeinschaften,
die einen Vorschein zeigen können
für die Gemeinschaft in Gottes Reich.
Ich denke da etwa an begeisternde Gottesdienste,
an fröhliche Gemeindefeste
und an die Deutschen Evangelischen Kirchentage.


Jürgen Flohr

 
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