St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche vom 14. November bis 20. November

13.11.2021

Andacht für die Woche vom 14. November bis 20. November
über den Psalm zum Buß- und Bettag am 17. November

Verfasser:  Superintendent in Ruhe Jürgen Flohr
(Springe – früher Syke)


Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir.

Herr, höre meine Stimme!

Lass deine Ohren merken
auf die Stimme meines Flehens!
Wenn du, Herr,
Sünden anrechnen willst -

Herr, wer wird bestehen?

Denn bei die ist die Vergebung,

dass man dich fürchte.

Ich harre des Herrn,
meine Seele harret,

und ich hoffe auf sein Wort.

Meine Seele wartet auf den Herrn

mehr als die Wächter auf den Morgen;

mehr als die Wächter auf den Morgen

hoffe Israel auf den Herrn!

Denn bei dem Herrn ist die Gnade

und viel Erlösung bei ihm.
Und er wird Israel erlösen

aus allen seinen Sünden.

Psalm 130, 1-8

 

Liebe Lesende!

Am Mittwoch dieser Woche,
dem 17. November 2021 ist Bußtag.
Das war früher mal ein Feiertag,
der an die Notwendigkeit der Buße
erinnern sollte.
Inzwischen ist er
ziemlich in Vergessenheit geraten
so wie die Buße selber leider auch.

Wir kennen den Begriff „Buße“
heute vor allem aus dem Straßenverkehr.
Da gibt es einen „Bußgeldkatalog“
für Fehler z.B. beim Autofahren
wie etwa überhöhte Geschwindigkeit,
das Überfahren einer roten Ampel
oder fürs Parken, wo es verboten ist. 
Wenn jemand bei so etwas ertappt wird,
dann muss er ein Bußgeld zahlen,
und bei noch gröberen Verstößen
bekommt er einen oder mehrere Strafpunkte
beim Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg.

     Meint unser kirchlicher Bußtag so etwas? 
Nein, er meint etwas ganz anderes.

Buße tun im biblisch-kirchlichen Sinn besagt,
dass ein Mensch einsieht,
welche Fehler er begangen hat,
wo er gegen Gottes Gebote verstoßen hat,
womit er anderen Menschen geschadet hat.
Das ist der Anfang der Buße,
die Einsicht, was ich falsch gemacht habe.
Daraus kann und sollte folgen,
dass ich an mir
und meinem Verhalten arbeiten,
dass ich es in Zukunft besser machen will.
Buße in diesem Sinne
bedeutet also ein Innehalten,
eine innere Einkehr und Einsicht,
wo mein Denken, Reden und Tun
falsch war.
Darauf sollte dann eben der Versuch folgen,
neu anzufangen mit der eigenen Lebensgestaltung,
im Umgang mit anderen Menschen
und auch mit Gott.

     In solcher Lage findet sich
der Sänger des 130. Psalms,
wenn er Gott anruft mit den Worten
„Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir.
Herr, höre meine Stimme!“

und fortfährt
„Wenn du, Herr, Sünden anrechnen willst-
Herr, wer wird bestehen?“

     Dieser Mensch im alten Israel
fühlt sich offenbar „ganz unten“
und ruft aus dieser Tiefe heraus Gott an.
Seine Verfehlungen sind ihm so bewusst
wie er auch die anderer Menschen sieht;
und so stellt er fest,
dass wohl niemand
die Prüfung bestehen würde,
wenn Gott mit uns Menschen
abrechnen wollte.

     Ich weiß nicht,
ob wir uns
in dieser Erkenntnis wiederfinden,
dass wir alle Sünder sind,
die in Gottes Gericht
nicht bestehen würden.
Aber gewiss werden wir zugeben,
dass wir alle Fehler haben
und Fehler machen
und keineswegs immer so leben
und handeln wie es richtig wäre.

Der Psalmdichter allerdings
hält sich nicht lange bei der Tatsache auf,
dass er selbst sündig ist
und oft falsch handelt.
Er hält sich vielmehr
‚an Gottes Güte und Freundlichkeit.
Von Gott erwartet er
Gnade und Vergebung.
Darauf, dass Gott sich gütig erweist
und dass er denen beisteht,
die auf ihn hoffen,
darauf wartet der Dichter
„mehr als die Wächter auf den Morgen“.

     Es ist hier wohl an Wächter
z.B. auf einer Stadtmauer gedacht,
die in dunkler und unheimlicher Nacht
Wache halten
und natürlich die Morgendämmerung
herbeisehnen,
wo die nächtliche Sorge
und Ungewissheit ein Ende haben.

     So ganz können wir Heutigen
mit unseren elektrisch erleuchteten Nächten
und unseren offenen Städten
jene Gefühle der Wächter
vielleicht nicht nachempfinden.

Aber dass wir uns in allen Nöten
und auch mit einem belasteten Gewissen
immer an Gott wenden dürfen
und ihn um Vergebung,
Beistand und neuen Mut bitten dürfen,
das können wir gut nachempfinden
und bei dem Psalmisten lernen.
Also können wir auch seine Gewissheit
und seine Freude aufnehmen
und fröhlich nachsprechen:
„Bei Gott ist die Gnade
und viel Erlösung bei ihm“.

     Diese Gnade Gottes
und die Erlösung von vielen Übeln
brauchen wir doch nötig
in diesen pandemischen Zeiten,
in denen die schlechten Nachrichten
gar nicht abreißen
und wo wir auf viele andere Schrecken stoßen
bei den Naturgewalten,
im Gegeneinander der Menschen
und manchmal auch im eigenen Herzen.

     So verstanden und nachempfunden
kann Buße etwas sehr Notwendiges sein
und kann sogar
zu einem fröhlichen Neubeginn werden.
Dann können wir
mit Gottes und der Mitmenschen Hilfe
erleichtert nach vorn sehen
und neu losgehen trotz vieler Belastungen.
Dazu helfe Gott uns allen!


Jürgen Flohr

 
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