St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche vom 14. April bis 20. April 2024

12.04.2024

Andacht für den Sonntag
Miserikordias Domini
am 14. April 2024
und die neue Woche
vom 14. April bis 20. April 2024
über die Epistel aus 1. Petrus 2,21-25

Verfasser:
Superintendent in Ruhe Wilhelm Niedernolte
(Eldagsen)
    

Denn ihr wart wie irrende Schafe;
aber ihr seid nun umgekehrt
zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.
(1. Petrusbrief Kapitel 2 Vers 25)

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Sonntag dieser Woche
ist in evangelischer Tradition
der Sonntag vom guten Hirten.
Jesus sagt von sich:
Ich bin der gute Hirte.
Der Psalm für diesen Sonntag,
der 23. Psalm, beginnt mit den Worten;
Der Herr ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Im Episteltext für diesen Sonntag
aus dem 1. Petrusbrief
wird Jesus als Hirte und Bischof beschrieben.
    Doch was bedeuten diese Bilder?

Der 23. Psalm gibt Auskunft.

Die Aufgabe des Hirten ist die Führung:
Er führt mich zum frischen Wasser
und auf rechter Straße.

Eine weitere Aufgabe des Hirten
 ist die Versorgung:
Mir wird nichts mangeln,
er weidet mich auf grüner Aue.

Schließlich gehört zum Amt des Hirten
(und des Bischofs) der Schutz:
Du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.

    Wer sind heute
die Akteure in der Wahrnehmung
des Hirtenamtes in der Kirche,
in unserer Gesellschaft?

Das lateinische Wort für „Hirte“
ist bekanntlich „Pastor“.
Viele Pastorinnen und Pastoren
tun sich schwer
mit dem Bild vom Hirten.
Wollen wir unsere Gemeinde
wirklich führen?
Will und soll ein Pastor
Direktor der Gemeinde
oder Vorgesetzter von Mitarbeitenden sein?
Lieber wollen sie
Entwicklungsprozesse moderieren, begleiten. 
In der Kirchengemeindeordnung
heißt es:
Pfarramt und Kirchenvorstand
leiten gemeinsam.
Das führt manchmal
zu Unklarheiten, zur Verwirrung.
In einem Handwerksbetrieb
ist meistens klar,
wer das Sagen hat.
Bei der Kirche
ist das nicht immer so klar.
Der Herr ist mein Hirte – heißt:
Die Kirche muss geleitet werden.
Wir spüren zunehmend,
dass diese Dimension des Hirtenamtes
dringend nötig ist in unserer Kirche,
damit bei aller behaupteten
und gewollten Augenhöhe
zwischen Ehrenamtlichen
und Hauptamtlichen in unserer Kirche
Entwicklungen und Entscheidungen
auch zügig voran kommen
und wir uns
vom strukturellen Durcheinander
nicht lähmen lassen;

   Und die andere Dimension:
Versorgung
Wollen wir versorgen
und versorgt werden?
Manche Gemeinden sehen das so.
Die Landeskirche muss uns versorgen,
mit Pfarrstellen, mit Gemeindehäusern,
mit Geld für die Gemeindearbeit.
Seit einigen Jahren
kann die Landeskirche
diese Versorgungsmentalität
immer weniger bedienen,
weil weniger Geld und Personal
zur Verfügung steht.
Darum spricht man lieber
von einer Beteiligungskirche.
Das bedeutet, dass sich
viele Gemeindemitglieder ehrenamtlich
an ihrer Kirche beteiligen.
Aber auch finanzielle Beteiligung
ist gemeint.

   Und die dritte Dimension des Hirtenamtes:
Der Schutz
Wollen wir in der Kirche schützen?
Ja!  Schutz der Schwachen,
Verantwortung für große
und kleine Menschen,
die die Verantwortung für sich selbst
nicht wahrnehmen können, o
der noch nicht oder nicht mehr.
Die Kirche bietet Schutz.
Davon sind wir
bisher immer ausgegangen,
darum haben Kirchen
und Einrichtungen von Kirchen
immer großes Vertrauen genossen.
Und nun müssen wir
zur Kenntnis nehmen,
dass diese Schutzbedürftigkeit
von Menschen
auch missbraucht worden ist
von kirchlichen Mitarbeitern.
Das ist für die Opfer schlimm,
bei einigen Opfern
für ihr ganzes Leben.
Das ist auch
für unsere Kirchen schlimm,
denn das verletzt
das Zentrum
unseres kirchlichen Auftrags.
Menschen zu schützen
ist die Kernkompetenz der Kirchen,
und ist es immer gewesen.
Und es reichen
wenige Missbrauchsgeschichten,
um die ganze Kirche
in Verruf zu bringen.
Zum Hirtenamt Gottes
und damit zum Hirtenamt der Kirche
gehört der Schutz.

    Möge es so sein
und wieder werden
wie in dem Episteltext
dieses Sonntags beschrieben:
Denn ihr wart wie irrende Schafe;
aber ihr seid nun umgekehrt
zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.

 

Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit.

Wilhelm Niedernolte

 
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