St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche vom 11. bis 17. September 2022

10.09.2022

Andacht für die Woche vom 11. bis 17. September 2022
über das Wochenlied für den 13. Sonntag nach Trinitatis

EG 412 „So jemand spricht: Ich liebe Gott“

Verfasser: Superintendent in Ruhe
Christian Klatt (Springe)


So jemand spricht: „Ich liebe Gott“,
und hasst doch seine Brüder,

der treibt mit Gottes Wahrheit Spott
und reißt sie ganz darnieder.

Gott ist die Lieb
und will, dass ich

den Nächsten liebe
gleich als mich.

     Dies Wochenlied
gehört nicht zu den Kernliedern
in unserem Gesangbuch;
da gibt es wichtigere und beliebtere.
Aber es greift einen der Kernsätze
in der Verkündigung Jesu auf:
das berühmte Doppelgebot der Liebe:
„Du sollst den Herrn, deinen Gott,
lieben von ganzem Herzen,
von ganzer Seele
und von ganzem Gemüt.“
„Du sollst deinen Nächsten lieben
wie dich selbst.“
Jesus hatte diese beiden Sätze
aus dem Alten Testament
als gleichwertig nebeneinander gestellt
und miteinander verbunden (Mt. 22, 34-40).
Der Liederdichter Christian Fürchtegott Gellert,
ein Moralphilosoph der Aufklärungszeit
an der Universität Leipzig,
legt jedoch den Schwerpunkt
auf den zweiten Teil, die Nächstenliebe,
die er in den acht Strophen,
die in unserem Gesangbuch abgedruckt sind,
breit entfaltet.

     „Gott ist die Lieb
und will, dass ich
den Nächsten liebe
gleich als mich.“
Gleich die erste Strophe
stellt unmissverständlich klar,
dass unser Glaube
Auswirkungen auf unser Verhalten
im Alltag unseres Lebens haben soll.
Wir können nicht ernsthaft
von der Liebe Gottes reden,
wenn wir nicht selber
in Liebe und Fürsorge
unseren Mitmenschen zugewandt sind.
     In der zweiten Strophe
ist besonders von den Menschen die Rede,
die in Not sind.
Die hat Jesus selbst
als seine „geringsten Brüder“ genannt
und uns ans Herz gelegt,
damit wir uns um sie kümmern.
„Was ihr getan habt
einem von diesen meinen geringsten Brüdern,
das habt ihr mir getan“ (Mt. 25, 40).
So ist dies gerade
für den zweiten Sonntag im September,
der traditionell
als Sonntag der Diakonie begangen wird,
ein gutes Wochenlied.

     Besonders hervorheben
möchte ich auch die vierte Strophe.
Sie nimmt die neutestamentliche Rede
von der Kirche als Leib Christi auf,
in dem niemand nur für sich existiert,
sondern einer für den anderen da ist:

     Wir haben einen Gott und Herrn,
sind eines Leibes Glieder,

drum diene deinem Nächsten gern,
denn wir sind alle Brüder.

Gott schuf die Welt
nicht bloß für mich,

mein Nächster
ist sein Kind wie ich.

     In diesen schwierigen Zeiten,
die wir gegenwärtig erleben,
drohen die Nächstenliebe,
die Solidarität,
die Mitmenschlichkeit
unter die Räder zu kommen,
von dem Hass auf den Straßen
und im Internet
und dem Unfrieden unter den Völkern
ganz zu schweigen.
Da ist die Erinnerung,
dass wir alle in dieser Welt
Kinder Gottes sind
und deshalb als Brüder
und Schwestern zusammengehören,
eine wichtige Mahnung.
Die wollen wir uns
zu Herzen nehmen
und mit dem Liederdichter
an der Grundaussage unseres Glaubens
festhalten:
„Gott ist die Liebe.“


Bleiben Sie unter Gottes Schutz und Segen
mutig und zuversichtlich!

Ihr

Christian Klatt

 
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