St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche vom 10. März bis 16. März 2024

09.03.2024

Andacht für den Sonntag Lätare
am 10. März 2024 
und die Woche vom 11. März bis 16. März 2024
Verfasser:
Pfarrer in Ruhe Jürgen-Peter Lesch
(
Springe –
früher Pfarrer der EKD in Hannover)

Trost und Ermutigung“
Liebe Leserin, lieber Leser,
der Apostel Paulus schreibt
an die christliche Gemeinde
in der griechischen Stadt Korinth
und auch an die kleinen Hausgemeinden
in ihrer Umgebung:

Gelobt sei Gott,
der Vater unseres Herrn Jesus Christus,
der Vater der Barmherzigkeit
und Gott allen Trostes,
der uns tröstet in aller unserer Bedrängnis,
damit wir auch trösten können,
die in allerlei Bedrängnis sind,
mit dem Trost,
mit dem wir selber
getröstet werden von Gott.
Denn wie die Leiden Christi
reichlich über uns kommen,
so werden wir auch
reichlich getröstet durch Christus.
Werden wir aber bedrängt,
so geschieht es
euch zu Trost und Heil;
werden wir getröstet,
so geschieht es euch zum Trost,
der sich wirksam erweist,
wenn ihr mit Geduld
dieselben Leiden ertragt,
die auch wir leiden.
Und unsre Hoffnung
steht fest für euch,
weil wir wissen:
Wie ihr an den Leiden teilhabt,
so habt ihr auch am Trost teil.

1. Kor 1,3-7 – Lutherbibel 2017

Zehnmal ist in diesen kurzen Abschnitt
am Beginn des Briefes
von „Trost“ oder „trösten“ die Rede.
Das höre ich zwar gern
angesichts all der Verzweiflung,
die bei mir und bei vielen Menschen
von Tag zu Tag wächst.
Verzweiflung angesichts all der Not
und der Gewalt,
angesichts des Krieges in der Ukraine
und ganz besonders angesichts dessen,
was Menschen einander
in Israel und in Gaza antun.
Da sind die Bilder
von Toten und Verletzten,
Hungernden und Dürstenden,
Verzweifelten und Hoffnungslosen.
Und von Tag zu Tag
wächst die Furcht davor,
dass auf allen Seiten
Hass und Wut
immer größer werden
und damit ein friedliches Zusammenleben
in einer völlig ungewissen Zukunft
kaum möglich sein wird.
   
Aber reicht das aus:
Von Trost reden?
Ist „Trost“ nicht zu wenig?
„Trost“ und „trösten“ erinnern stark
an „vertrösten“, an ein:
„halte durch, es wird
schon irgendwann besser werden“.
Wer von einem Trostpflaster spricht,
meint etwas, was nicht wirklich hilft,
sondern eher beruhigen soll:
ein Stück Schokolade
oder ein Glas Wein.
Auch der Begriff Trostpreis
macht es nicht besser,
denn man weiß,
dass ein Trostpreis
für diejenigen gedacht ist,
deren Leistung eigentlich
keinen Preis verdient hat.
Nur in den verneinenden Formen
klingt noch etwas
von der ursprünglichen Ernsthaftigkeit
und Kraft des Wortes mit.
Wenn etwas „trostlos“ ist -
eine Landschaft
oder gar eine Lebenssituation -,
oder wenn jemand „untröstlich“ ist,
weil er z. B. durch ein Unglück
einen geliebten Menschen verloren hat,
dann ist das nichts Harmloses
oder Verniedlichendes.
Dann werden wir daran erinnert,
dass Trost geradezu
lebensnotwendig sein kann.
   
Das Ernsthafte im Wort
begegnet auch in der ersten Frage
des Heidelberger Katechismus,
der wichtigsten Bekenntnisschrift
der reformierten Christen:
„Was ist dein einziger Trost
im Leben und im Sterben?
Dass ich mit Leib und Seele
im Leben und im Sterben nicht mir,
sondern meinem getreuen Heiland
Jesus Christus gehöre.“
   
Damit bekommt das Wort
eine neue Richtung.
Das Deutsche „Trost“
hat viel mit dem englischen „trust“ –
„Vertrauen“ gemein.
Um Vertrauen geht es
in dieser grundlegenden Frage
des Heidelberger Katechismus.
Dies meint Paulus,
wenn er von Trost spricht.
Vertrauen in Jesus Christus.
Sein Vertrauen hat einen Grund.
So beginnt der Brief mit einem Lob:
„Gelobt sei Gott“.
Das steht nicht allein.
Paulus ergänzt:
„Gott, der Vater unseres Herrn
Jesus Christus“.
Das Lob Gottes ist begründet
in der Guten Nachricht von Jesus Christus.
Weil Gott in Jesus Christus
Mensch geworden ist,
in seinem Handeln wie in seinen Worten,
gilt ihm das Lob von Paulus.
Die Worte und Taten von Jesus
spenden Paulus Trost.
Das gilt, so schreibt er,
in allen Bedrängnissen –
immer wieder, dauerhaft.
Wir sagen eher:
in aller Not, in allem,
was uns bedroht.
   
Paulus geht noch weiter. Er schreibt:
„Gott …, ermutigt uns in all unserer Not.
Und so können auch wir
anderen Menschen in ihrer Not
Mut machen.
Wir selbst haben ja ebenso
durch Gott Ermutigung erfahren“
(Übersetzung nach der BasisBibel).
    Paulus bereitet die Adressaten
seines Briefs darauf vor,
dass es nötig sein wird, ‚
einander ein Trost zu sein
und einander zu trösten.
Einander ein Trost sein –
manchmal reicht es schon aus,
wenn ein anderer Mensch
einfach nur da ist.
Er muss gar nichts sagen oder tun.
Einfach nur da sein – bei uns.
Vielleicht uns bei der Hand nehmen.
Ohne Worte. Einfach so.
Manchmal braucht es auch
Worte des Trostes.
Worte, die Trauer oder Schmerz
nicht wegwischen oder überspielen,
sondern ernst nehmen.
Es geht darum, hinzuschauen
und der Empathie Raum zu geben.
Das braucht oft Zeit.
Doch dann kommt der Punkt,
an dem aus dem Trost
Ermutigung werden kann und soll.
Das ist die dritte Bedeutung des Wortes:
Ermutigung, Mut machen,
einander dabei helfen,
mutig zu werden.
Es gibt das Wort „Lebensmut“ –
Mut zum Leben.
Mut, der uns befähigt,
dem Leid und dem Schmerz
und der Verzweiflung
nicht die Oberhand zu lassen.
Es geht nicht
um den Mut der Verzweiflung,
sondern um den Mut,
der aus Vertrauen wächst.
Vertrauen, das auf Glauben beruht.
Glaube an Gott,
den Vater unseres Herrn Jesus Christus.

Wir brauchen Ermutigung,
die wir für uns selbst entdecken
und in anderen wecken.
Das wünsche ich Ihnen,
Ihr Jürgen-Peter Lesch

 
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