St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche vom 10. April bis 16. April 2022

09.04.2022

Andacht für die Woche
vom 10. April bis 16. April 2022
über die Wochenlied des Palmsonntags
„Dein König kommt in niedern Hüllen“ (EG 14)
Verfasser: Superintendent in Ruhe
Jürgen Flohr (
(Springe – früher Syke)

  1. Dein König kommt in niedern Hüllen,
    ihn trägt der lastbarn Es'lin Füllen,

empfang ihn froh, Jerusalem!

Trag ihm entgegen Friedenspalmen,
bestreu den Pfad mit grünen Halmen;

so ist's dem Herren angenehm.

2. O mächt'ger Herrscher ohne Heere,
gewalt'ger Kämpfer ohne Speere,

o Friedefürst von großer Macht!

Es wollen dir der Erde Herren
den Weg zu deinem Throne sperren,

doch du gewinnst ihn ohne Schlacht.

3. Dein Reich ist nicht von dieser Erden,
doch aller Erde Reiche werden

dem, das du gründest, untertan.

Bewaffnet mit des Glaubens Worten
zieht deine Schar nach allen Orten
der Welt hinaus und macht dir Bahn.

4. Und wo du kommst herangezogen,
da ebnen sich des Meeres Wogen,
es schweigt der Sturm, von dir bedroht.
Du kommst, dass auf empörter Erde
der neue Bund gestiftet werde,
und schlägst in Fessel Sünd und Tod.


  1. O Herr von großer Huld und Treue,
    o komme du auch jetzt aufs Neue
    zu uns, die wir sind schwer verstört.
    Not ist es, dass du selbst hienieden
    kommst, zu erneuen deinen Frieden,
    dagegen sich die Welt empört.

    6. O lass dein Licht auf Erden siegen,
    die Macht der Finsternis erliegen

und lösch der Zwietracht Glimmen aus,

dass wir, die Völker und die Thronen,
vereint als Brüder wieder wohnen

in deines großen Vaters Haus.

Evangelisches Gesangbuch 14

 

Liebe Lesende,

dieses Lied in unserem Gesangbuch
ist eins der Wochenlieder
für die Karwoche,
die dem heutigen Palmsonntag folgt.

Es ist ein
nicht so bekanntes Adventslied,
und es besingt in seiner 1. Strophe
den Einzug Jesu in Jerusalem.


Bei diesem Einzug
haben die Bewohner der Stadt
Palmzweige vor Jesus
auf den Weg gelegt,
um sein Kommen zu feiern;
und so nennen wir
diesen Tag nun Palmsonntag.
Ihm folgt im Kirchenjahr
die Karwoche,
die Woche des Klagens
über Jesu Kreuzestod
am Karfreitag.

     So schön und fröhlich
jener umjubelte Einzug Jesu
in Jerusalem war,
so traurig und schrecklich
endete die Woche
mit Jesu Tod und Begräbnis.

Und so passt der Ernst dieser Woche
gut in unsere jetzige Zeit
und zu den Nachrichten dieser Tage
aus der Ukraine,
wo ebenfalls gemordet
und gestorben wird
und wo alle Freude verstummt ist.

     Vom Friedensfürsten Christus
spricht die 2. Strophe des Liedes
und davon,
dass er ein Herrscher ohne Heere ist
und seinen Thron gewinnt ohne Schlacht.
Diese Vorstellungen
von friedlicher Herrschaft
scheinen nun gar nicht
in unsere Gegenwart zu passen,
aber nähren vielleicht die Hoffnung darauf,
dass irgendwann doch wieder Friede wird,
worauf wir inständig warten.

     In der 3. Strophe
stellt der Liederdichter Friedrich Rückert
allerdings fest,
dass Christi Reich nicht von dieser Erde ist
und doch am Ende alle anderen Reiche
ihm untertan werden sollen.
Doch davon sehen wir heute leider wenig.
Trotzdem sind wir
als Christinnen und Christen aufgefordert,
Jesu Friedensbotschaft auszubreiten,
wo wir es können;
ein schwerer Auftrag in diesen Tagen.

     Immerhin erinnert
die 4. Strophe des Liedes daran,
dass Jesus Macht hatte
über Wasser und Wind
und dass er

uns Menschen mit Gott versöhnt hat
im neuen Bund,
den er durch Jesu Kommen
und Wirken gestiftet hat.
Vielleicht hilft es uns und anderen,
wenn wir an Christus
und seine friedensstiftende Macht
erinnern.

     Die 5. Strophe nennt uns Menschen
„schwer verstört“,
und das können wir
sicherlich sehr gut nachfühlen
in diesen Tagen.
Und wir werden aus tiefer Überzeugung
mit dem Lied den Herrn bitten,
selbst seinen Frieden zu erneuern
unter uns Menschen.

     In der 6. Strophe schließlich
soll Jesu Licht auf Erden siegen
und die Macht der Finsternis erliegen,
so dass wir Menschen wieder
wie Geschwister wohnen können
auf Gottes Erde.
Dieser Vision und Hoffnung
können wir nur aus vollem Herzen
zustimmen!

Doch leider wirkt sie heute
wie eine ferne Illusion;
und wir können nur inständig hoffen
und uns dafür einsetzen,
dass es keine Illusion bleibt,
sondern dass der Frieden
und die Geschwisterlichkeit
irgendwann wieder
eine Chance bekommen
in der Ukraine
und überall auf der Erde.

     So ist dieses Wochenlied
aus dem 19. Jahrhundert eins,
das wir auch heute gut mitsingen
und nachfühlen können;
denn es kann
die Kriegsschrecken unserer Gegenwart
verbinden
mit der Erinnerung an Jesu Leiden
und Sterben in dieser Karwoche.
Gleichzeitig aber
erhebt es unseren Blick
zu diesem Jesus Christus
und zu der Gewissheit,
dass es von seinem Tod
und von seiner Auferweckung her
doch Hoffnung gibt auf Frieden
und Versöhnung von Gott her
auch in den Finsternissen dieser Tage.

     Gebe Gott,
dass dieser schreckliche Krieg
ein Ende finde
und dass die Beteiligten
zu neuer Menschlichkeit zurückfinden,
so schwer das jetzt scheint.


Jürgen Flohr 

 
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