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Andacht für die Woche vom 1.August bis 7. August 2021

01.08.2021

Andacht für die Woche vom 1.August bis 7. August 2021
über den Wochenpsalm am 9. Sonntag nach Trinitatis

Psalm 63,2-9  
Verfasser:  Dr. Martin Luther
(aus Vorlesungen, Predigten
und Einleitung in das Buch der Psalmen)

Gott, du bist mein Gott, den ich suche.

Es dürstet meine Seele nach dir,
mein Leib verlangt nach dir
aus trockenem, dürrem Land,
wo kein Wasser ist.
So schaue ich aus nach dir in deinem Heiligtum,
wollte gerne sehen deine Macht und Herrlichkeit.
Denn deine Güte ist besser als Leben;
meine Lippen preisen dich.
So will ich dich loben mein Leben lang
und meine Hände in deinem Namen aufheben.
Das ist meines Herzens Freude und Wonne,
wenn ich dich mit fröhlichem Munde loben kann;
wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an dich,
wenn ich wach liege, sinne ich über dich nach.

Denn du bist mein Helfer,
und unter dem Schatten deiner Flügel
frohlocke ich.

Meine Seele hängt an dir;
deine rechte Hand hält mich.

1. Zusammenfassung Psalm 63 aus dem Jahr 1533


Der 63. Psalm ist ein Betpsalm,

darin David,
als er in der Wüste vor Saul flüchtig sein musste,
dass er auch im Heiligtum sein

und Gottes Wort hören möchte.
Er klagt über seine Sauliter,
die ihm nach dem Leben standen,
so dass er nicht dazu kommen konnte
und also des Wortes Gottes beraubt sein musste.
Er rühmt sich aber dennoch
um der Verheißung und Erwählung Gottes willen
als König und tröstet sich derweil damit.
Jetzt aber können die diesen Palm beten,
die unter den Tyrannen Gottes Wort gern hätten
und seiner doch beraubt bleiben müssen.
Sie sollen sich aber doch als Gottes Kinder
und Erben rühmen,

weil sie den Glauben und die Liebe
zu seinem Wort haben;

bis der Saul sein Ende finde.

2. Aus der ersten Psalmvorlesung 1513/15
Gott, du bist in Wahrheit Gott
und dem Wesen nach mein Gott,
weil ich dich ehre und lobe.

Leiblich und geistlich frühe wache ich zu dir.
Es dürstet meine Seele nach dir
oder hat Sehnsucht nach dir,
weil sie in der Wüste ist,

wo sie nicht hat,

wonach sie sich sehnt.
Aber nicht allein meine Seele,
sondern auch
mein Fleisch verlangt nach dir
in einem wüsten weg- und wasserlosem Lande,

d.h. unter irdischen Menschen;

die keine Demut
und darum keine geistlichen Güter haben,

und keine Armut
und darum keinen Weg zu denselben finden,
und keine Keuschheit
und darum keine Erquickung für die Seele.
Daselbst erscheine ich mit den Meinen vor dir,
nicht vor mir,

wie die Stolzen tun, die Gott kennt,
im Heiligtum,
d.h. in geistlicher Heiligkeit
oder im mystischen Heiligtum,

dass ich im Geist und Gemüt
schaue deine Macht und Ehre,

nicht der Welt noch der Menschen noch meine eigne,

sondern die wahre Macht und Ehre.
Denn deine Barmherzigkeit oder deine Gnade,
die des einzigen und wahren Lebens Wirkerin ist,

ist besser denn viele Leben dieser Welt;
sie ist einmal an sich selbst besser,

ja allein gut,

sodann ist sie auch für die Gerechten besser,

den Ungerechten aber und Verächtern
dünkt sie geringer.

Meine und der Meinigen Lippen preisen dich;

denn sie bekennen dein Gutes und mein Böses.
Daselbst im wüsten Lande
und im Heiligtum
und im Schauen deiner Macht und Ehre
will ich dich loben mein Leben lang;

d.h. nicht allein meine Lippen;

sondern mein ganzes Leben
soll nicht mich,
sondern dich bekennen
und verherrlichen
und in deinen Namen
d.h. in der Kraft seines Namens
oder zu deines Namens Lob
meine Hände aufheben
in andächtigem Gebet
und im Wirken schwerer Werke.

Lass meine Seele,
die in sich selber leer ist,

voll werden wie mit Schmalz und Fettem
d.h. voll Affekt Andacht und geistlichen Trostes…
So gedachte ich dein
im wüsten Lande auf meinem Lager,

d.h. wenn ich mich zu Bette legte,
und meditierte vor dir

d.h. gedachte vor allem deiner in der Frühe

d.h. wenn ich erwachte.
Wovon ich aber meditierte, war dies:
denn du bist mein Helfer;

denn du bewachst mich des Nachts

und leitest mich des Tages.
Und unterm Schatten

oder Schutz deiner Flügel

d.h. der unsichtbaren
und geistlichen Kräfte Gottes

will ich rühmen.
Meine Seele hanget dir

in Liebe an

d.h. folgt dir nach und gehorcht dir
und deine rechte Hand
d.h. deine Gunst und Gnade
und geistliche Kraft erhält mich.

  1. Ergänzung zu Vers 7
    Wenn ich mich zu Bette lege,
    so denke ich an dich,
    wenn ich wach liege,
    sinne ich über dich nach.


Erst spricht er:

Ich gedachte dein auf meinem Lager.

Denn die abendliche Besinnung und Erinnerung

hilft viel zur morgendlichen Reinheit,

gleichwie auch abendliche Zerstreuung
der morgendlichen Besinnung sehr hinderlich ist.;

den der Gedankenrest (vom Abend zuvor)
feiert am anderen Morgen Festtag.

Darum reimt es sich fein zusammen,

dass er, nachdem er gesagt hat:

ich gedachte dein auf meinem Lager,

alsbald hinzufügt:

und meditierte vor dir in der Frühe.
Denn die morgendliche Meditation

geht um so leichter vonstatten,
je fleißiger das abendliche Besinnen war.
Aber, ah, wie sehr kehrt der Teufel
heutzutage dies alles in allen Ständen um!
Saufereien, Leichtsinn, Geschwätz,
Spiel und andre Ungeheuerlichkeiten
werden heutzutage meistens am Abend getrieben.
Umso schlechter betet und zelebriert
man dann am Morgen und kommt gänzlich herunter.
Darum merke,

dass der Prophet das Gedenken am Abend
und die Meditation der Frühe zuteilt.

 
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