St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche 3. bis 9. Dezember 2023

02.12.2023

Andacht für die Woche
3. bis 9. Dezember 2023
über das Evangelium
über das Evangelium des 1. Sonntags im Advent:

„Jesu Einzug in Jerusalem“
(Evangelium des Matthäus 21,1-9)

Verfasser:
Superintendent in Ruhe Christian Klatt
(Springe)

Das Evangelium für den 1. Advent
scheint ein wenig aus der Zeit zu fallen.
Denn mit dem Einzug Jesu in Jerusalem
lassen alle vier Evangelisten
die Passionsgeschichte beginnen.
Und so ist dies das Sonntagsevangelium
nach dem Evangelisten Johannes
am Beginn der Karwoche,
am Sonntag Palmarum.

    Doch schon seit alter Zeit
wird dieser Bericht auch zu Beginn
der Adventszeit als Evangelium gelesen,
diesmal nach dem Evangelisten Matthäus.
Denn „Advent“ heißt ja
auf Deutsch „Ankunft“,
Ankunft des Herrn.
Und damit ist nicht nur
ein historischer Rückblick gemeint,
wie Jesus damals in Jerusalem
eingezogen ist.
Das ist ja zunächst mal
eine recht eigenartige Szene.
Nicht mit Ross und Wagen,
sondern auf einem Esel sitzend,
reitet Jesus in die Stadt ein
und wird dort von einer Menschenmenge
mit großem Jubel begrüßt.
„Hosianna dem Sohn Davids!
Gelobt sei, der da kommt
in dem Namen des Herrn!“
Sie sehen in ihm
trotz seiner bescheidenen Aufmachung
offenbar den von Gott gesandten Messias,
mit dem nun, so hoffen sie,
eine neue Zeit des Heils
und des Friedens anbrechen würde.

    Matthäus greift diese Erwartungen auf
und rückt sie gleichzeitig zurecht.
Er zitiert eine alte Verheißung
des Propheten Sacharja (9, 9):
„Sagt der Tochter Zion
(also der Stadt Jerusalem) :
Siehe, dein König kommt zu dir
sanftmütig und reitet auf einem Esel.“
Als „sanftmütig“ hatte sich Jesus selbst
in seinem sogenannten „Heilandsruf“ bezeichnet,
den Matthäus auch
in seinem Evangelium zitiert (11, 29):
„Kommet her zu mir alle,
die ihr mühselig und beladen seid:
Ich will euch erquicken;
denn ich bin sanftmütig
und von Herzen demütig.“
Der Prophet Sacharja hatte
den kommenden König mit anderen,
aber ähnlichen Worten beschrieben:
Er sei arm und ein Gerechter
und ein Helfer
.

    In Erinnerung an dieses Prophetenwort
wählt Jesus offenbar bewusst
diese bescheidene, armselige Aufmachung.
Auf einem Esel,
dem Arbeitstier des kleinen Mannes,
zieht er in die Stadt ein.
Er präsentiert sich nicht
als ein glanzvoller Herrscher,
der Macht ausüben will.
Sondern er stellt sich
mit den Menschen in ihrer Armut
und Not auf eine Stufe
und will Beistand, Hilfe
und Recht gewähren.

    Und so wird dieser adventliche Ruf
zu einer starken, tröstlichen,
ermutigenden Ansage auch für unsere Zeit,
die weltweit von so viel Not
und Elend geprägt ist:
„Siehe, dein König kommt zu dir,
ein Gerechter und ein Helfer.“
Das ist zugleich
der Wochenspruch für den 1. Advent.
Er will uns innerlich aufrichten
und stark machen
zu einem Leben in der Zuwendung,
Fürsorge und Hilfe für unsere Mitmenschen.


So grüße ich Sie
mit der Bitte unseres Adventsliedes (EG 1, 5)
und wünsche Ihnen
eine gesegnete Zeit:
„Komm, o mein Heiland Jesu Christ,
meins Herzens Tür dir offen ist.“

Ihr Christian Klatt

 
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