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Andacht für die Woche vom 8. bis 14. November 2020

08.11.2020

Andacht für die Woche vom 8. bis 14. November 2020
Verfasser: Christian Klatt 
Superintendent in Ruhe (Springe)

„Selig sind, die Frieden stiften;
denn sie werden Gottes Kinder heißen.“

(Matthäus 5,9 - Wochenspruch für den drittletzten Sonntag im Kirchenjahr)

 

Einer der Kerntexte der Heiligen Schrift
sind die Seligpreisungen aus der Bergpredigt Jesu.
Und unter diesen Sätzen
ist der von den „Friedensstiftern“ einer,
der uns besonders anspricht.
„Selig sind, die Frieden stiften;
denn sie werden Gottes Kinder heißen.“
    
Das ist ein gutes Wort
für diese Woche im November 2020.
Gegenwärtig erleben wir vielerorts
Auswüchse des Unfriedens:
in den erbitterten Auseinandersetzungen
um die Präsidentschaft in den USA,
durch erschreckende Terroranschläge
in Wien oder in Frankreich,
durch politische Unruhen in Belarus oder in Polen,
durch Beleidigungen und Verleumdungen
im Internet oder auf der Straße.
Es ist keine Welt des Friedens,
in der wir leben.
Oft kriegen wir es
noch nicht einmal im Kleinen,
in der Familie, in der Schule,
am Arbeitsplatz, hin.

     Jesus weiß und sagt, worauf es ankommt:
Es werden Menschen gebraucht,
die bereit und in der Lage sind,
Frieden zu stiften.
In der lateinischen Bibel ist an dieser Stelle
von den „pacifici“, den Pazifisten die Rede.
Menschen also,
die nicht bloß auf verbale
oder körperliche Gewalt verzichten,
sondern die tatkräftig daran arbeiten,
dass Menschen im Frieden miteinander
leben können.
Das ist gewiss eine anstrengende
und nie endende Aufgabe.
Und der eine oder die andere
möchte vielleicht sagen:
Was kann ich als einzelner Mensch
da schon ausrichten?
Wir leben nun mal in einer friedlosen Welt!
Das ist immer schon so gewesen,
und das wird auch so bleiben!

     Doch solche Resignation hilft nicht weiter.
Der Wochenspruch stellt uns den Frieden
nicht als eine Utopie,
sondern als ein lohnendes Ziel vor Augen.
Die Friedensstifter werden „selig“ gepriesen;
denn, und diese Begründung ist wichtig:
als „Gottes Kinder“ tun sie etwas,
was dem Willen Gottes entspricht.
Unser Gott ist nämlich
ein „Gott des Friedens“;
so wird er im Neuen Testament
oft genannt und beschrieben.
Nicht ein gnadenloser Richter,
sondern ein himmlischer Vater,
der uns Menschen in Liebe zugewandt ist.
Der nicht alles gutheißt,
was wir falsch machen,
aber uns dennoch Vergebung
und Frieden schenkt.

     Im Vertrauen auf Gott
und beseelt von seinem Geist
‚sind wir frei zu einem friedlichen Miteinander.
Unser Zusammenleben ist dann nicht bestimmt
von Selbstgerechtigkeit und Rechthaberei,
sondern von gegenseitiger Achtung,
von hilfreicher Solidarität
und von der Bereitschaft zu Kompromissen.
Durch solches Verhalten
wird nicht gleich der Weltfrieden ausbrechen.
Aber es wird ein Klima des Friedens entstehen,
das allen guttut.

     In einem inzwischen sehr bekannten
und beliebten Kirchenlied heißt es:
„Frieden gabst du schon,
Frieden muss noch werden.“
So ist es. Gott hat das Seine getan,
als bei der Geburt seines Sohnes
der „Friede auf Erden“ ausgerufen wurde.
Nun liegt es an uns,
in diesem Sinne das Unsere zu tun.

 
Bleiben Sie in diesen beunruhigenden
und verrückten Zeiten
guten Mutes und unter Gottes Schutz behütet!

Ihr Christian Klatt

 
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