St. Vincenz zu Altenhagen I

Archiv

Andacht für die Woche vom 7. Februar bis 13. Februar 2021

05.02.2021

Andacht für die Woche vom 7. Februar bis 13. Februar 2021
Verfasser: Gebriele Niedernolte und Wilhelm Niedernolte
(Eldagsen)

Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet,
so verstockt eure Herzen nicht
.“

(Hebräer 3,15 – Wochenspruch für die Woche nach Sexagesimae)


Es ist dunkel im Kinderzimmer,
aber die Tür zum erleuchteten Flur soll offen bleiben.
So hört man natürlich auch,
dass noch längst keine Ruhe eingekehrt ist
nach der Gute-Nacht-Geschichte,
die diesmal aus der Kinderbibel stammt.

 

- Hast du Gott eigentlich schon mal gehört?

- Nö, der sagt nix, der hört nur zu.

- Aber früher hat er doch was gesagt!

- Na ja, vielleicht hat er jetzt die Nase voll,
weil er alles schon Millionen Mal gesagt hat.

- Aber zu mir nicht. Warum spricht er dann nicht mit mir?

- Zu mir auch nicht. Aber ich weiß schon, was er sagen würde.

- Und, machst du das dann immer?

- Nö, nur, wenn ich Lust dazu habe.

- Und dann sagt er noch immer nix?

- Nee, dazu hat er dann Mama oder Papa …

 

Diese kleine Szene
kommt mir oft in den Sinn, wenn ich Bibelstellen lese,
in denen Gott spricht.
Die meisten finden sich wohl im Alten Testament.
Da scheint der äußere Dialog mit Gott
noch sehr selbstverständlich;
z.B. als Abraham Gott immer wieder bittet,
die Stadt Sodom zu verschonen (1. Mose 18, 16-33).
Oft spricht Gott auch durch Boten,
durch seine Engel. Im Neuen Testament
ist eine direkte Rede Gottes
viel seltener beschrieben,
wie z.B. bei der Taufe Jesu.
Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach:
Dies ist mein lieber Sohn,
an welchem ich Wohlgefallen habe
.“ (Matthäus 3, 17).

Der Spruch für diese Woche
aus dem Hebräerbrief im Neuen Testament mahnt uns,
auf Gottes Stimme zu hören:
Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet,
so verstockt eure Herzen nicht
. …
wie damals eure Vorfahren,
als sie auf dem langen Weg
durch die Wüste immer wieder von Gott abfielen,
ja, sich sogar gegen ihn aufgelehnt haben –
so geht dieser Text inhaltlich weiter.
Er ist Teil einer langen Lehr- und Mahnpredigt
eines hoch gebildeten Christen jüdischer Abstammung.

Er richtete sie vermutlich
zwischen 60 und 80 nach Christi Geburt
an eine christliche Gemeinde in Italien,
die bereits Verfolgungen überstanden hatte,
Irrlehren und falschen Propheten
ausgesetzt gewesen war,
dann aber abgestumpft, mutlos
und träge wurde.
Die Hörer waren keine Zeitgenossen des Messias mehr,
durch den sie Gottes Stimme
so klar hätten hören können.
Und ihre Herzen
waren nicht so direkt berührt worden
wie die seiner Jünger.
Die Zeit bis zu seiner Wiederkunft
wurde ihnen zu lang,
wie damals den Israeliten
der Weg ins gelobte Land.

Das Murren auf einer solchen Durststrecke
ist zutiefst menschlich
und kommt uns gerade in diesen Zeiten
sicher sehr bekannt vor.
Denn die Hoffnung ist wie ein loderndes Feuer:
Sie braucht immer wieder neue Nahrung,
um zu brennen.
Es gibt viele äußere Einflüsse,
die ein Feuer erlöschen lassen,
bevor es genügend gewärmt hat.

Neue Nahrung soll für die ersten Christen
nicht nur die Erinnerung an den Willen Gottes sein,
wie er durch Jesus Christus
gelebt und erklärt wurde,
sondern auch die Erinnerung
an die Treue Gottes,
die ihre Vorfahren seit Abraham erlebt hatten.

Gott ist treu!
Obwohl er doch,
um es mit den Worten des Kindes
am Anfang auszudrücken,
schon längst die „Nase voll“ haben könnte,
wenn man die Geschichten der Bibel
und auch unsere eigenen Lebensgeschichten bedenkt.
Aber was hilft ihm eigentlich,
dass er nicht verstockt
und sich auflehnt gegen die Menschen?
Ich glaube, es ist der Kontakt zu den Menschen,
die ihn hören und ihm antworten
mit Worten oder Taten.
Ich muss zugeben,
dass ich nicht immer
zu diesen Menschen gehöre.

Manchmal ist es einfach viel zu laut
um mich herum.
Und ich kann diesen äußeren Dialog,
von dem so oft
im Alten Testament erzählt wird,
auch nicht innerlich führen.

Manchmal treffe ich auch niemanden,
der mir seine Worte übersetzt.

Manchmal weigere ich mich,
die Übersetzung anzuhören,
weil mir das Tun, das daraus folgen müsste,
zu anstrengend bis qualvoll erscheint.

Dann bleibt auch mir,
nur zu murren.
Aber so lange
bewegt sich noch etwas in mir,
und ich verstocke und verhärte nicht so schnell.
So kann dann der
„Sagt nix – hört nur zu“
mir irgendwann wieder kräftig ins Wort fallen.

 

Gabriele und Wilhelm Niedernolte, Eldagsen

 
Powered by CMSimpleRealBlog
nach oben