St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche vom 20. Bis 26. Juni 2021

25.06.2021

Andacht für die Woche vom 20. Bis 26. Juni 2021
über den Wochenpsalm am 3. Sonntag nach Trinitatis

Ps. 103, 1 – 13

Verfasser: Christian Klatt 
Superintendent in Ruhe (Springe)

„Lobe den Herrn, meine Seele,
und was in mir ist, seinen heiligen Namen!
Lobe den Herrn, meine Seele,
und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!“

Mit diesen berühmten Worten
beginnt unser Wochenpsalm.
Sie werden oft und gern
bei besonderen Anlässen angestimmt,
etwa bei einer Feier zur Goldenen Hochzeit
oder zu einem hohen Geburtstag.
Beim Rückblick auf ein langes, erfülltes Leben
kommt einem der Lobpreis Gottes
wie von selbst über die Lippen.
Doch die Mahnung gleich im zweiten Satz
will nicht nur bei solchen festlichen Gelegenheiten
beachtet sein:
„Vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!“
Vergiss nicht!

     Viele Menschen – wir selbst vielleicht auch –
neigen dazu, ständig über Schwierigkeiten
und Belastungen zu klagen:
die massiven Einschränkungen
während der Corona-Pandemie,
den dramatischen Klimawandel,
den zunehmenden Druck
im Arbeitsalltag.
Dies und vieles andere mehr
drückt auf die Stimmung
und steigert sich manchmal
auch zu Anklagen gegenüber Gott:
Wie kann Gott das alles zulassen?

     Der Psalmbeter ist weit davon entfernt,
uns diese negativen Erfahrungen
und Sorgen auszureden.
Aber er ruft daneben das Gute in Erinnerung,
das uns durch Gottes Güte
doch auch immer wieder zuteilwird:
Leben und Gesundheit,
Freude in glücklichen Stunden
und Bewahrung in schweren Zeiten.
Er will nicht das Positive
und das Negative gegeneinander aufrechnen.
Aber er möchte uns davor bewahren,
dass wir undankbar werden
und das Gottvertrauen verlieren.
Deshalb:
„Vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!“

     In der Mitte des Psalms
steht ein Kernsatz
jüdischen und christlichen Glaubens:
„Barmherzig und gnädig ist der Herr,
geduldig und von großer Güte.“

Ein wahrhaft heilsames
und wohltuendes Bekenntnis!
Vor allem, wenn man bedenkt,
dass wir Menschen
ja großenteils selber schuld sind
an den gegenwärtigen Schwierigkeiten,
mit denen wir zu kämpfen haben.
Der Beter benennt sehr deutlich
unsere Sünden, Missetaten, Übertretungen –
also alles,
was dem guten Willen Gottes widerspricht.
Wer wollte die Wahrheit dieser klaren Worte
in Abrede stellen!

     Doch mit den größten
damals vorstellbaren Unterschieden
von Raum und Zeit –
Himmel und Erde, Morgen und Abend –
beschreibt der Beter,
wie sehr Gottes Barmherzigkeit
alle menschliche Schuld übertrifft.
Und im letzten Satz des Wochenpsalms
verdeutlicht er das
mit einem sehr persönlichen Beispiel:
„Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt,
so erbarmt sich der Herr über die,
die ihn fürchten.“

Das Verhältnis von irdischen Vätern (und Müttern)
zu ihren Kindern und umgekehrt
ist sicher nicht immer frei von Störungen.
Aber man gehört doch
durch die familiären Bande fraglos zusammen.
Und selbst wenn nicht –
Gott entlässt uns nicht aus seinem Herzen,
sondern hält uns die Treue.
Deshalb: „Lobe den Herr, meine Seele.“

     Der ganze Psalm 103
gehört zu den großartigsten Texten der Bibel.
Er gibt nicht nur für eine Woche,
sondern für das ganze Leben Stärkung und Trost.

 

Bleiben Sie dankbar, zuversichtlich und behütet!

Ihr Christian Klatt        

 
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