St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche nach dem 25. Oktober bis 31. Oktober 2020

23.10.2020

Andacht für die Woche nach dem 25. Oktober bis 31. Oktober 2020
Verfasser:  Superintendent in Ruhe Jürgen Flohr
(Springe – früher Syke)


„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist
und was der Herr von dir fordert:
nichts als Gottes Wort halten
und Liebe üben
und demütig sein vor deinem Gott.“

(Micha 6,8 – Wochenspruch für den 20. Sonntag nach Trinitatis)


Liebe Lesende,

es klingt ganz einfach,
was der Prophet Micha im Auftrag Gottes fordert.
Dass nämlich die Israeliten damals vor 3000 Jahren
und dann auch wir heute
gut und nach Gottes Willen
leben können und sollen.
Wie soll das gehen?

Wir sollen die 10 Gebote befolgen;
und finden wir nicht zumeist auch ganz richtig,
was diese Gebote fordern?

     Dass wir nämlich
dem wahren Gott vertrauen
und nicht dem Geld
oder einer Ideologie anhängen
oder uns selbst in den Himmel heben?

     Dass wir die Eltern ehren,
denen wir viel zu verdanken haben,
seien sie im mittleren oder im hohen Alter?

     Dass wir nichts Falsches
über andere Menschen sagen,
weder im Klönschnack noch vor Gericht
und alles andere beachten,
was die 10 Gebote noch fordern?

     Wir werden zugeben,
dass die meisten dieser Gebote
durchaus das Richtige sagen bis heute.

Allerdings sind es zumeist Verbote.
Deshalb fordert der Prophet
in seinem 2. Satz positiv,
dass wir „Liebe üben“ sollen.
Und wie recht hat er damit,
weil ein liebevolles Miteinander
unter uns nicht eben üblich ist.
Es ist aber dringend notwendig -
ausgehend vom Bereich der Familie
bis hin zur gesellschaftlichen Öffentlichkeit,
dass mehr Liebe herrschte unter uns.  
     Im 3. Satz schließlich fordert Micha
 „Demut“ mit einem inzwischen
sehr selten gewordenen Begriff;
denn viele Menschen neigen eher zum Gegenteil,
also zu Hochmut,
weil sie sich selber so sehr wichtig finden.

 

Damit wäre also eigentlich recht klar,
was wir tun und was wir meiden sollen.

Nur gibt es aber leider
einen großen Unterschied
 zwischen dem Wissen um das Richtige
und dem Tun des Gerechten.
Wir wissen doch alle,
dass wir durchaus nicht immer das tun,
was wir eigentlich als richtig erkannt haben.

     Warum gelingt es vielen Rauchern nicht,
aufzuhören mit dieser ungesunden Angewohnheit? 
Warum schaffen es etliche Übergewichtige nicht,
wenigstens einige von ihren Pfunden loszuwerden? 
Warum werden diejenigen nicht weniger,
die dauernd streiten, klatschen
und andere hintergehen?

     Das ist so,
weil Wollen und Vollbringen nicht dasselbe sind.
Manchmal machen wir das Gegenteil
von dem, was wir eigentlich wollten.

Der Apostel Paulus führt dieses Dilemma
in seinem Römerbrief  im Kapitel 7, Verse 18+19
eindrucksvoll aus, wenn er schreibt:
„Wollen habe ich wohl,
aber das Gute vollbringen kann ich nicht.
Denn das Gute, das ich will,
das tue ich nicht;
sondern das Böse, das ich nicht will,
das tue ich.“

Aber er beschreibt auch den Ausweg.
Wenn wir uns von Jesus Christus
befreien lassen von diesem „Gesetz der Sünde“,
von dem uns beherrschenden Bösen,
dann schenkt Christus uns seinen Geist,
so dass wir fortan als Kinder Gottes leben können.

     Das bedeutet nun nicht,
dass wir dann fehlerfrei würden wie die Engel,
aber es bedeutet, dass wir wirklich Liebe üben
und Gutes tun und Böses meiden können.
Und wenn dabei etwas misslingt,
können wir umkehren zum Vater im Himmel
und um Vergebung bitten
und neu anfangen,
und das immer wieder.

     Wäre es nicht eine Chance
 auf ein gutes und liebevolles Leben,
wenn wir uns von Micha sagen ließen,
was Gott will
und wenn wir dann mit Jesu Hilfe versuchten,
diesen Weg zu gehen
auch in unseren Tagen?

Jürgen Flohr

 
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