St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche vom 6. März bis 12. März 2022

04.03.2022

Andacht für die Woche vom 6. März bis 12. März 2022  
über den Wochenpsalm am Sonntag Invocavit
über Ps. 91,1 – 6+9 – 12  

Verfasser: Christian Klatt 
Superintendent in Ruhe (Springe)


Mit Worten voller Gottvertrauen
beginnt der Wochenpsalm
am Sonntag Invocavit,
dem ersten Sonntag in der Passionszeit:
„Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt
und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt,
der spricht zu dem Herrn:
Meine Zuversicht und meine Burg,
mein Gott, auf den ich hoffe.“
(V. 1+2)
Die poetische, bildreiche Sprache,
in der Erinnerungen an das alte Heiligtum
im Jerusalemer Tempel anklingen,
ist ein schöner Ausdruck
für die Gewissheit des Glaubens:
Bei Gott bin ich geborgen.
Diese Gewissheit wird uns
auch in anderen Versen
dieses Psalms zugesprochen:
„Er wird dich mit seinen Fittichen decken,
und Zuflucht wirst du haben
unter seinen Flügeln.“
(V. 4)
Oder: „Der Herr ist deine Zuversicht,
der Höchste ist deine Zuflucht.“
(V. 9)
Das sind starke und stärkende Worte.
Worte, die uns in diesen aufgewühlten
und sorgenvollen Zeiten gut tun.

     Einen naiven, blauäugigen Blick
auf die Realitäten des Lebens
wird man den Betern dieses Psalms
nicht vorwerfen können.
Im Gegenteil, Bedrohungen und Gefahren,
vor allem durch schwere Krankheit ausgelöst,
werden deutlich angesprochen (V. 5+6):
„das Grauen der Nacht,
die Pfeile, die des Tages fliegen,
die Pest, die im Finstern schleicht,
die Seuche, die am Mittag Verderben bringt.“
Es fällt nicht schwer,
diese Kette schlimmer Ereignisse
bis in unsere Gegenwart fortzusetzen:
die Corona-Pandemie,
die immer noch
mit hohen Infektionszahlen
unseren Alltag belastet,
und neuerdings der russische Angriffskrieg
auf die Ukraine,
der nicht nur die Menschen dort,

sondern auch den Weltfrieden
im ganzen bedroht.
„Du musst nicht erschrecken“,
heißt es im Wochenpsalm (V. 5).
Doch, wir erschrecken über vieles,
was ringsum geschieht!
Und wenn es in V. 10 heißt:
„Es wird dir
kein Übel begegnen,
und keine Plage
wird sich deinem Hause nahen“
,
dann klingt das fast zu schön,
um wahr zu sein.

     Doch dann endet der Wochenpsalm
noch einmal mit einem ebenso tröstlichen
wie hoffnungsvollen Bild:
„Denn er hat seinen Engeln befohlen,
dass sie dich behüten
auf allen deinen Wegen,
dass sie dich auf den Händen tragen
und du deinen Fuß
nicht an einen Stein stoßest.“
(V. 11+12)
Viele werden bei diesen Worten
auch den wunderbaren Chorsatz
von Felix Mendelssohn-Bartholdy
im Ohr haben.
Diese beiden Verse,
vor allem der erste Teil,
sind schon seit Jahren
ein „Renner“ unter den Taufsprüchen.
Viele Eltern suchen sich diese Worte aus,
weil sie spüren,
dass es keine heile Welt ist,
in die ihr Kind hineingeboren ist.
Sie vertrauen es
den „guten Mächten“ Gottes an
und bitten ihn um Schutz und Segen
für seinen Lebensweg.

     Zum Auftakt der Passionszeit
ist dieser Psalm aus dem Alten Testament
ein guter Begleittext zu dem,
was uns im Neuen Testament
über das Leiden und Sterben Jesu
berichtet wird.
An Jesus sehen wir,
was es bedeutet,
wenn einer
allen widrigen Erfahrungen zum Trotz
am Gottvertrauen festhält
und
„unter dem Schirm des Höchsten sitzt
und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt.“
So wollen wir ihn
mit den Versen des Wochenliedes
zu Invocavit bitten:

Ach bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr Jesu Christ,

daß uns hinfort nicht schade des bösen Feindes List.

Ach bleib mit deiner Treue bei uns, mein Herr und Gott;

Beständigkeit verleihe, hilf uns aus aller Not.


Bleiben Sie behütet und zuversichtlich,

Ihr Christian Klatt

 
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