St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche vom 26. Juni bis 2. Juli 2022

25.06.2022

Andacht für die Woche vom 26. Juni bis 2. Juli 2022

über das Wochenlied für den 2. Sonntag nach Trinitatis

Komm, sag es allen weiter“ (EG 225)

Verfasser: Superintendent in Ruhe
Christian Klatt (Springe)

Für den 2. Sonntag nach Trinitatis sind,
angeregt durch das Sonntagsevangelium
vom großen Abendmahl,
zwei Abendmahlslieder als Wochenlieder vorgesehen.
Das eine, „Kommt her, ihr seid geladen“,
wird heute nur noch selten gesungen.
Das andere aber,
„Komm, sag es allen weiter“,
ist durch die Gospelbewegung in unserer Kirche
rasch bekannt geworden
und erfreut sich großer Beliebtheit.
Die schwungvolle Melodie
stammt nämlich von einem Spiritual,
das ursprünglich
mit dem Text eines Weihnachtsliedes
gesungen wurde:
„Go, tell it on the mountain …
that Jesus Christ is born.“

Der Pfarrer Friedrich Walz
(damals in Nürnberg) dichtete 1964
im Rahmen eines Lieder-Wettbewerbs
einen neuen Text zu dieser Melodie.
Er beginnt, wie beim Spiritual,
mit einem Kehrvers, einem Refrain,
der dann nach jeder Strophe
wiederholt wird:

Komm, sag es allen weiter,
ruf es in jedes Haus hinein!

Komm sag es allen weiter:
Gott selber lädt uns ein.“

Was hier schon anklingt,
wird in Strophe 1 deutlich herausgestellt:
Gottes Einladung gilt allen Menschen:

Sein Haus hat offne Türen,
er ruft uns in Geduld,

will alle zu sich führen,
auch die mit Not und Schuld.“

Auch die mit Not und Schuld!
Gott sucht nicht
einen elitären Kreis frommer Leute.
Nein, jeder und jede
ist bei ihm willkommen.
Auch die, die vom Schicksal geschlagen sind
oder mit sich selber nicht mehr zurechtkommen.
Bei ihm finden wir offene Türen,
allezeit und immer wieder!

Die 2. und die 3. Strophe
verdeutlichen das dann
mit der Einladung zum Abendmahl:

Wir haben sein Versprechen:
Er nimmt sich für uns Zeit,

wird selbst das Brot uns brechen,
kommt, alles ist bereit.“

Der Liederdichter nimmt sehr schön
die gottesdienstliche Einladungsformel
zum Abendmahl auf:
„Kommt, denn es ist alles bereit!
Schmecket und sehet,
wie freundlich der Herr ist.“
Er, unser Herr,
ist der Gastgeber,
der mit seinen Gaben
den Hunger unserer Seele stillt.
Und dieser Vorgang
wird in feiner Weise seelsorgerlich gedeutet:
„Er nimmt sich für uns Zeit.“
Darauf warten wir oft:
dass jemand Zeit für uns hat,
sich für uns interessiert,
an unserem Schicksal Anteil nimmt.
Diese Sehnsucht,
diese Hoffnung
geht bei Gott nicht ins Leere.

Die 3. Strophe
verstärkt diese Zusage noch einmal:

Zu jedem will er kommen,
der Herr in Brot und Wein.

Und wer ihn aufgenommen,
wird selber Bote sein.“

Das Abendmahl ist also nicht bloß
ein traditionelles Element
christlicher Gottesdienste,
sondern eine Feier der Gottesbegegnung.
Wenn uns die Gaben
von Brot und Wein gereicht werden,
dann ist das eine Zusage,
die uns ganz persönlich gilt:
Auch zu dir will der Herr kommen,
auch dich will er stärken
und trösten
und ermutigen.
Und durch diese Gottesbegegnung
werden wir,
so legt es uns
die letzte Zeile des Liedes ans Herz,
selber zu Boten seiner Liebe
und seines Friedens.
Wegen der immer noch
andauernden Corona-Pandemie
wird wohl längst nicht in allen Gemeinden
am Sonntag das Abendmahl gefeiert werden.
Aber Gottes Einladung gilt,
und niemand ist davon ausgeschlossen:
„Er ruft uns in Geduld.
Er nimmt sich für uns Zeit.
Zu jedem will er kommen.“

Ich wünsche Ihnen
eine gute Zeit
unter Gottes Schutz und Segen!

Ihr Christian Klatt

 
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