St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche vom 26.3. bis 1.4.2023

29.03.2023

Andacht für die Woche
vom 26.3. bis 1.4.2023
über das Evangelium
des Sonntags Judika (26.3.2023)
Verfasser: Superintendent in Ruhe
Jürgen Flohr (Springe – früher Syke)


Markus 10, 35 – 45

Jakobus und Johannes,
die Söhne des Zebedäus,
gingen zu Jesus
und sprachen zu ihm:
„Meister, wir wollen,
dass du für uns tust,
was wir dich bitten werden“

Er sprach zu ihnen:
„Was wollt ihr,
dass ich für euch tue?“

        Sie sprachen zu ihm:
„Gib uns, dass wir sitzen
einer zu deiner Rechten
und einer zu deiner Linken
in deiner Herrlichkeit.“

    Jesus aber sprach zu ihnen:
„Ihr wisst nicht, was ihr bittet.
Könnt ihr den Kelch trinken,
den ich trinke,
oder euch taufen lassen
mit der Taufe,
mit der ich getauft werde?“
    Sie sprachen zu ihm:
„Ja, das können wir.“

Jesus aber sprach zu ihnen:
„Ihr werdet zwar den Kelch trinken,
den ich trinke,
und getauft werden mit der Taufe,
mit der ich getauft werde;
zu sitzen aber zu meiner Rechten
oder zu meiner Linken,
das zu geben steht mir nicht zu,
sondern das wird denen zuteil,
für die es bestimmt ist.“
    Und als das die Zehn hörten,
wurden sie unwillig
über Jakobus und Johannes.

Da rief Jesus sie zu sich
und sprach zu ihnen:
„Ihr wisst, die als Herrscher gelten,
halten ihre Völker nieder,
und ihre Mächtigen
tun ihnen Gewalt an.
Aber so ist es unter euch nicht;
sondern wer groß sein will unter euch,
der soll euer Diener sein;
und wer unter euch der Erste sein will,
der soll aller Knecht sein.
Denn auch der Menschensohn
ist nicht gekommen,
dass er sich dienen lasse,
sondern dass er diene
und sein Leben gebe
als Lösegeld für viele.


Liebe Lesende,

Wenn ich das lese,
was der Evangelist Markus
hier aufgeschrieben hat,
dann finde ich es schon ziemlich dreist, 
was die Jünger Jakobus und Johannes
hier bei Jesus erreichen wollen:
Nämlich, dass er sie
in seiner künftigen Herrlichkeit
auf den Ehrenplätzen rechts und links
von ihm sitzen lassen soll.
Sie wollen sich also rechtzeitig
zu Jesu Lebzeiten
die besten Plätze im Himmelreich sichern.

     Das ist vielleicht
ein verständlicher Wunsch,
aber es ist eben auch sehr fordernd
und rücksichtslos gegenüber allen übrigen,
z.B. gegenüber
den anderen 10 Jüngern Jesu!
Und natürlich ärgern sich diese Zehn,
als sie vom Ansinnen der Zwei hören,
dass die beiden sich vordrängen wollen
und das auch noch
für die ferne Herrlichkeit Jesu.
Jesus selber aber ergreift nun nicht Partei
für die Brüder oder für die Zehn;
sondern er lehrt sie eine neue Lebensregel,
die für seine Freunde und Freundinnen
gelten soll.

    Zuerst weist Jesus darauf hin,
wie es um die Machtverhältnisse
auf Erden bestellt ist.
Da unterdrücken
die Machthaber ihre Völker
und tun ihnen Gewalt an.
Das galt so im Römischen Weltreich,
und das gilt leider auch heute
in vielen Teilen der Welt.
Denken wir nur an Putins Russland!
Bei freiheitlichen demokratischen Staaten
sieht es zu unserem Glück anders aus,
aber in vielen anderen Ländern
ist es noch immer ähnlich
wie im alten Rom,

     Zu diesen Verhältnissen
sagt Jesus zu seinen Jüngern:
„So ist es unter euch nicht;
sondern wer groß sein will unter euch,
der soll euer Diener sein;
und wer unter euch der Erste sein will,
der soll aller Knecht sein.“

   Die Jünger haben diese neue Regel
hoffentlich beherzigt,
die ihnen nachfolgenden Christen
und Christinnen leider nur selten.
Denken wir nur
an macht- und prachtliebende Päpste
und andere Kirchenfürsten
und auch an manche evangelischen Pastoren
und Pastorinnen,
die am liebsten
alles allein bestimmen.

     Jesus selbst hat es ganz anders gemacht
und seinen Jüngern
sogar die Füße gewaschen.
Damit hat er uns
ein deutliches Beispiel gegeben,
wie wir als seine Nachfolger
und Nachfolgerinnen
miteinander umgehen sollen,
nämlich uns gegenseitig
dienen und helfen.

Das ist nicht immer einfach.
Erfreulich und trotzdem anstrengend
kann es sein,
wenn wir zusammen ein Fest vorbereiten
oder ein Gemeindehaus planen.

Doch ein anderes Mal
ist solches Dienen und Helfen
sehr mühsam und hart,
wenn ein Mitchrist mich beleidigt
oder etwas von mir verlangt,
was ich ablehnen möchte.

     Trotzdem soll diese Regel Jesu
gelten unter uns;
und es wäre gut,
wenn wir uns bemühen, sie einzuhalten, -
wenn wir wenigstens versuchen,
einer dem anderen
und eine der anderen
zu helfen im Alltag des Lebens,
wo immer wir es können.


Jürgen Flohr   

 
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