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Andacht für die Woche vom 25. September bis 1. Oktober 2022

24.09.2022

Andacht für die Woche
vom 25. September bis 1. Oktober 2022
über die Wochenlied für den 15. Sonntag nach Trinitatis
„Wer nur den lieben Gott lässt walten“ (EG 369)
Verfasser: Pastor Eckhard Lukow
(St. Andreas Springe / St. Vincenz Altenhagen I)

1. Wer nur den lieben Gott lässt walten
und hoffet auf ihn allezeit,
den wird er wunderbar erhalten
in aller Not und Traurigkeit.
Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut,
der hat auf keinen Sand gebaut.

2. Was helfen uns die schweren Sorgen,
was hilft uns unser Weh und Ach?
Was hilft es, dass wir alle Morgen
beseufzen unser Ungemach?
Wir machen unser Kreuz und Leid
nur größer durch die Traurigkeit.

3. Man halte nur ein wenig stille
und sei doch in sich selbst vergnügt,
wie unsers Gottes Gnadenwille,
wie sein Allwissenheit es fügt;
Gott, der uns sich hat auserwählt,
der weiß auch sehr wohl, was uns fehlt.

4. Er kennt die rechten Freudenstunden,
er weiß wohl, wann es nützlich sei;
wenn er uns nur hat treu erfunden
und merket keine Heuchelei,
so kommt Gott, eh wir's uns versehn,
und lässet uns viel Guts geschehn.

5. Denk nicht in deiner Drangsalshitze,
dass du von Gott verlassen seist
und dass ihm der im Schoße sitze,
der sich mit stetem Glücke speist.
Die Folgezeit verändert viel
und setzet jeglichem sein Ziel.

6. Es sind ja Gott sehr leichte Sachen
und ist dem Höchsten alles gleich:
den Reichen klein und arm zu machen,
den Armen aber groß und reich.
Gott ist der rechte Wundermann,
der bald erhöhn, bald stürzen kann.

7. Sing, bet und geh auf Gottes Wegen,
verricht das Deine nur getreu
und trau des Himmels reichem Segen,
so wird er bei dir werden neu.
Denn welcher seine Zuversicht
auf Gott setzt, den verlässt er nicht.

Liebe Lesende!
Vertrauen ist gefragt!
Die Sehnsucht vieler Menschenseelen
nach starkem Vertrauen
ist in diesen Zeiten groß.
Vertrauen brauchen wir für uns selbst,
für unser soziales und berufliches Miteinander,
für Gott und für die Welt.
Viele fragen sich mehr und mehr,
wie kann gerade in dieser Zeit
Vertrauen überleben
und wenn möglich,
sogar wieder wachsen.
     Ich habe neulich im Kindergarten
bei einem Vertrauensspiel zugesehen.
Ein kleiner Hindernisparcours
ist aufgestellt worden.
Einem Kind sind die Augen verbunden worden.
Es ist dann von einem zweiten Kind
durch den Parcours geführt worden.
Das geführte Kind ist freudestrahlend
an das Ziel gekommen.
Die Erzieherin hat mir erklärt,
dass sie regelmäßig
Vertrauensspiele in das Programm aufnimmt.
Sie betont, dass Kinder heute
oft sehr individuell sind
und dass gerade Vertrauensspiele
das Miteinander stärken.
Vertrauensspiele sieht sie als Grundlage
für alle anderen Spielangebote
in der Kindertagesstätte.
Gelingen dort Vertrauensspiele,
dann wirkt sich das sogar sehr positiv
auf die spätere Schulzeit aus
und erleichtert in die Schule
die Zusammenarbeit der Kinder.
     Vertrauen spielt in jedem Alter
eine ganz große Rolle.
Wunderbar ist Vertrauen,
wenn Menschen es besitzen.
Der Schriftsteller Peter Rosegger sagt uns:
„Wer Vertrauen hat,
erlebt jeden Tag Wunder“.
Wie gut, wenn die Vertrauensspiele
in der Kindertagesstätte
das Grundvertrauen ins Leben stärken.
     Aber unser Vertrauen zu Menschen
und unser Vertrauen zu Gott ist zerbrechlich:
Davon wusste der Liederdichter
Georg Neumark aus Thüringen
schon vor langer Zeit ein Lied zu singen.
Es steht bis heute in unserem Gesangbuch
und heißt „Wer nur den lieben Gott lässt walten“.
Es ist ein bekanntes Lied.
Es stammt aus dem 17. Jahrhundert.
Es heißt in der Strophe 2
über unser zerbrechliches Vertrauen:
„Was helfen uns die schweren Sorgen,
was hilft uns unser Weh und Ach?
Was hilft es, dass wir alle Morgen
beseufzen unser Ungemach?“
Die Fragen sind rhetorischer Art
und die Antwort liegt auf der Hand:
Ein „Weh und Ach“ hilft
absolut nichts hilft bei Vertrauenskrisen,
genauso wenig wie Aggression, Selbstmitleid
oder Schuldzuweisung.
Dieses alles verstärkt nur noch die Vertrauenskrise.
Erst einmal muss sich Aufregung,
Stress oder Nervosität legen
und Ruhe einkehren.
Aber wie wird man ruhig?
Das, was uns am ehesten beruhigt,
ist für Georg Neumark Gottvertrauen.
So klingt sein Lied ja auch aus:
„Sing, bet und geh auf Gottes Wegen,
verricht das Deine nur getreu
und trau des Himmels reichem Segen,
so wird er bei dir werden neu.
Denn welcher seine Zuversicht
auf Gott setzt, den verlässt er nicht.“
   Die Kinder in der Kindertagestätte erleben,
dass es sie beruhigt,
wenn es konkret erleben,
dass andere auf sie achten..
Aufeinander zu achten,
ist sicher eine Hilfe in konkreter
herausfordernder Situation.
Aber nicht nur das!
Es weist den Weg in Richtung Gottvertrauen.
Gottvertrauen ist ja nicht machbar.
Wer aber sich aber in Einzelfällen
von anderen Menschen
gehalten, geborgen oder getragen weiß,
der kann dieses Geborgenheitsgefühl
vielleicht verallgemeinern,
so dass sich
eine tragende Lebensgewissheit einstellt:
„Ich darf mich dem Leben anvertrauen.
Mein Leben ist gehalten.
Einer ist da, der dafür sorgt.“
So hören ich es oft von Christinnen und Christen,
wenn sie von ihrem gelebten Glauben erzählen.
     Georg Neumark selbst
hat es genauso erlebt.
Denn das Wochenlied
„Wer nur den lieben Gott lässt walten“
ist sehr genau einer bestimmten
Lebenssituation von ihm zuzuordnen.
Der Dichter Georg Neumark
hat selbst über die Umstände
der Liedentstehung berichtet.
Es war mitten im Dreißigjährigen Krieg.
Georg Neumark wollte
nach Beendigung der Schule
von Thüringen nach Königsberg in Ostpreußen
an die dortige Universität reisen.
Dort versammelten sich in jenen Jahren
viele der besten Dichter und Poeten,
die es damals in Deutschland gab.
Unterwegs wurde er überfallen
und verlor all seine Habe.
Wegen der Kriegsereignisse
konnte er nicht mehr in seine Heimatstadt
zurückkehren.
Eine Leidenszeit voller Hindernisse, Umwege
und Enttäuschungen folgt.
Sicherlich ist die Strophe 5
ein Reflex auf das, was er tragen musste
und ihn zweifeln ließ
„Denk nicht in deiner Drangsalshitze,
dass du von Gott verlassen seist
und dass ihm der im Schoße sitze,
der sich mit stetem Glücke speist.
Die Folgezeit verändert viel
und setzet jeglichem sein Ziel.“
    Neumark hat uns ein Lied geschenkt,
nachdem die Serie der schlimmen Ereignisse
in seinem Leben ein Ende genommen hat.
Er zeichnet diese angespannte Zeit
mit guten Ausgang poetisch  nach.
Er wird auf diese Weise
anderen zum Seelsorger,
wenn sie dieses Lied betrachten.
Gottvertrauen kann man nicht
von einem Menschen
auf einen anderen Menschen übertragen.
Aber wenn Menschen davon singen
oder erzählen,
dann dient das nicht nur der Unterhaltung
sondern in irgendeiner Weise dem Vertrauen.
    Viele Aussagen des Liedes
sind bis heute geeignet,
als Trostwort in angespannten Lebenssituationen
zu dienen.
Deshalb steht
„Wer nur den lieben Gott lässt walten“
in unserem Gesangbuch
unter der Rubrik „Angst und Vertrauen“.
Das macht ja auch Sinn.

Bleiben Sie behütet!
Ihr Eckhard Lukow

 
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