St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche vom 23. bis 29.Oktober 2022

22.10.2022

Andacht für die Woche vom 23. bis 29.Oktober 2022
über das Wochenlied für den 19. Sonntag nach Trinitatis

EG 324 „Ich singe dir mit Herz und Mund“

Verfasser: Superintendent in Ruhe
Christian Klatt (Springe)


„Ich singe dir mit Herz und Mund,
Herr, meines Herzens Lust;

ich sing und mach auf Erden kund,
was mir von dir bewusst.“

Mit dieser Strophe beginnt
Paul Gerhardts großes Lob- und Danklied.
Es ist in unserem Gesangbuch komplett
mit allen 18 Strophen abgedruckt worden.
In unseren Gottesdiensten
wird es oft und gern gesungen,
aber fast immer nur in einer Auswahl.
Ich möchte es aber einmal
sehr der vollständigen Lektüre empfehlen!
Es ist ein großartiges Lied,
mit sprachlicher Kraft und gedanklicher Fülle.

   Nicht nur der Auftakt,
sondern zwei Drittel des Liedes
sind in der Form eines Gebetes gedichtet.
Paul Gerhardt wird nicht müde,
mit immer neuen Wendungen
Gott für seine Wohltaten zu danken.
Er preist ihn als
„Brunn der Gnad und ewge Quelle“,
aus der wir
„viel Heil und Gutes“ (Str. 2) schöpfen.
Gott versorgt und erfreut uns
nicht nur mit den reichen Gaben seiner Schöpfung,
sondern steht uns auch bei in äußerer Gefahr
und seelischer Not, Verzweiflung und Trauer.
Und diese gnädige Fürsorge
umfasst nicht nur unser irdisches Leben,
sondern auch die Zeit danach:

„Du füllst des  Lebens Mangel aus
mit dem, was ewig steht,

und führst uns in des Himmels Haus,
wenn uns die Erd entgeht.“
(Str. 12)

   Im letzten Drittel seines Liedes (Str. 13 – 18)
ruft Paul Gerhardt sich selbst
und damit auch uns
zu einem Leben voller Mut und Gottvertrauen.
Es beginnt mit der schönen Strophe 13:

„Wohlauf, mein Herze, sing und spring
und habe guten Mut!

Dein Gott, der Ursprung aller Ding,
ist selbst und bleibt dein Gut.“

   Die nächste Strophe
unterstreicht das mit einer poetischen Fülle
von Gottesprädikaten:

„Er ist dein Schatz, dein Erb und Teil,
dein Glanz und Freudenlicht,

dein Schirm und Schild,
dein Hilf und Heil,
schafft Rat und lässt dich nicht.“

 

In den folgenden Strophen
erweist sich der Liederdichter
als feinfühliger Seelsorger.
Er weiß um die Fragen und Anfechtungen,
die uns immer wieder
verunsichern und quälen.
Er kennt das aus eigener Erfahrung.
Seine Antworten und Ratschläge
sind deshalb authentisch
und bedenkenswert:
„Nimm deine Sorg
und wirf sie hin auf den,
der dich gemacht.“
„Wie manches schweren Unglücks Lauf
hat er (Gott) zurückgekehrt!“
„Nein, was er tut und lässt geschehn,
das nimmt ein gutes End.“
Ein gutes End?
Leider erleben wir oft das Gegenteil.
Weil wir Menschen in der großen Politik
wie im privaten Leben
dem guten Willen Gottes entgegenstehen
und alles mit unserem Eigensinn
und unserer Rücksichtslosigkeit verderben.
Darum ist es gut,
dass das Lied mit einem schlichten,
aber klaren Ruf zur Demut
und zum Gottvertrauen endet:

„Ei nun, so lass‘ ihn ferner tun
und red ihm nicht darein,

so wirst du hier im Frieden ruhn
und ewig fröhlich sein.“

   Dieses Lied ist kurz nach der Mitte
des 17. Jahrhunderts entstanden.
Da war der Dreißigjährige Krieg
gerade erst vorbei.
Paul Gerhardt hat diese schlimmen Jahre
hautnah miterlebt.
Umso dankbarer ist er
nun für den Frieden,
den er in seiner 6. Strophe
auch als Gottesgeschenk preist
und gleich mit drei wunderbaren Adjektiven
beschreibt:
„den güldnen, werten, edlen Fried.“
Davon ist unsere Welt
gegenwärtig leider weit entfernt.
Gott schenke es,
dass sein Frieden die Herzen derer erreicht,
die an den Hebeln der Macht sitzen,
so dass auch diese böse Zeit
schließlich ein gutes Ende nimmt.

 

Ich lege Ihnen allen dieses Wochenlied
sehr ans Herz.
Möge es in Ihnen viel Dankbarkeit,
Zuversicht und Gottvertrauen wecken!        
Ihr Christian Klatt  

 
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