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Andacht für die Woche vom 22. Januar bis 28. Januar 2023

20.01.2023

Andacht für die Woche
vom 22. Januar bis 28. Januar 2023
zum Wochenlied
„Lobt Gott, den Herrn ihr Heiden all“ (EG 293)
Verfasser: Superintendent in Ruhe Wilhelm Niedernolte
(Eldagsen)

1. Lobt Gott den Herrn, ihr Heiden all,
lobt Gott von Herzensgrunde,
preist ihn, ihr Völker allzumal,
dankt ihm zu aller Stunde,
dass er euch auch erwählet hat
und mitgeteilet seine Gnad
in Christus, seinem Sohne.

2. Denn seine groß Barmherzigkeit
tut über uns stets walten,
sein Wahrheit, Gnad und Gütigkeit
erscheinet Jung und Alten
und währet bis in Ewigkeit,
schenkt uns aus Gnad die Seligkeit;
drum singet Halleluja.


Liebe Leserin, lieber Leser,
dieses Lied von Joachim Sartorius
aus dem Jahr 1591
ist eine Vertonung des Psalms 117 der Bibel,
des kürzesten Psalms überhaupt.
Lobet den Herrn, alle Heiden!
Preiset ihn, alle Völker!
Denn seine Gnade und Wahrheit
waltet über uns in Ewigkeit.
Halleluja.
Entsprechend kurz ist das Lied
für diese Woche.
Es umfasst auch nur zwei Strophen.
    Trotz seiner Kürze
ist der 117. Psalm ein vollständiger Psalm.
Wir können das an einem Merkmal erkennen,
das viele andere Psalmen auch haben:
Der Anfang und der Schluss
sowohl des Psalms als auch des Liedes
bilden einen inhaltlichen Rahmen.
Hier ist es der Lobpreis,
der die Mitte einrahmt:
Am Anfang werden alle Völker
zum Gotteslob aufgefordert,
und am Ende heißt es zusammenfassend:
„Halleluja!“: „Lasst uns den Herrn preisen!“
Eingebettet in diesen Lobpreis-Rahmen
steht als Mitte der Grund für das Gotteslob,
zusammengefasst in einen einzigen Satz:
„Seine Gnade und Wahrheit
waltet über uns in Ewigkeit.“
Wohlgemerkt: Über uns alle
nicht nur über Israel
und nicht nur über bestimmte Teile der Menschheit,
sondern über alle Völker.
    Allen Menschen der Erde
will Gott diese drei Dinge schenken:
Gnade, Wahrheit und Ewigkeit.
    Da ist zuerst Gottes Gnade.
Wir können auch
Güte oder Barmherzigkeit sagen.
Gott meint es gut mit allen Menschen.
Gott hat alle lieb – alle ohne Ausnahme.
Das fällt vielen schwer zu glauben.
Viele können sich
angesichts von soviel Leid und Elend
in der Welt nicht vorstellen,
dass Gott gnädig ist.
Darum hat Gott seiner Gnade
ein menschliches Gesicht gegeben –
ein friedlich lächelndes Babygesicht.
Gott zeigt sich den Menschen ganz anders,
als sie sich ihn bisher vorstellten:
Er kommt als Kind armer Leute zur Welt.
Wenn Gott sich so tief
zu uns herabneigt,
wenn er uns so freundlich
und kindlich anlächelt –
wie sollte er uns da nicht gnädig sein?
Lassen wir uns nur durch Gottes Wort
zu diesem Kind in der Krippe führen,
so wie sich die Weisen
durch den Stern dorthin haben führen lassen!
Schauen wir auf dieses Kind
und auf den Mann,
der aus ihm wurde;
lassen wir uns nicht
von äußeren Einflüssen davon abbringen!
Beten wir dieses Kind
als unsern Herrn und König an,
wie die Weisen es gemacht haben!
Dann werden wir merken,
wie Gottes Gnade über uns waltet –
über uns und über allen Menschen.
    Aber wir finden mit diesem Kind
auch Gottes Wahrheit.
Dabei müssen wir freilich beachten,
dass Gottes Wahrheit
ein bisschen anders zu verstehen ist
als die Wahrheit der Menschen.
Bei den Menschen geht es lediglich darum,
was Wirklichkeit ist
und den Tatsachen entspricht.
Bei Gott bedeutet Wahrheit mehr.
Bei der Wahrheit der Heiligen Schrift
geht es letztlich immer
um unsere Beziehung zu dem,
der die Wahrheit in Person ist.
Damit ist Jesus gemeint.
Er selbst hat von sich gesagt:
„Ich bin der Weg, die Wahrheit
und das Leben“ (Joh. 14,6)
Alle Menschen können sie
in Jesus Christus finden.
Die volle Wahrheit
erschließt sich allerdings erst dem,
der dem neugeborenen König
von Bethlehem nach Golgatha folgt.
Gottes Gnade erscheint nämlich
nicht nur im lächelnden Babygesicht,
sondern auch im schmerzverzerrten Gesicht
des sterbenden Mannes am Kreuz.
Hier findet sich letztlich
auch die Wahrheit über uns selbst –
über unsere Schuld und über unser Versagen.
Gott zeigt uns damit:
Meine vergebende Gnade
kann es nicht zum Nulltarif geben,
denn eure Sünde wiegt zu schwer,
als dass die gerechte Strafe ausbleiben dürfte.
Aber den hohen Preis für die Vergebung
hat Gott selbst durch seinen Sohn bezahlt.
Wer das ausblendet
und meint, man könne Gottes Liebe
auch ohne Sündenbekenntnis
und ohne Buße finden,
der macht sich etwas vor
und lebt nicht in Gottes Wahrheit.
    Schließlich finden wir
mit dem Kind in der Krippe Gottes Ewigkeit
„Seine Gnade und Wahrheit
waltet über uns in Ewigkeit.“ 
In Gottes Ewigkeit
werden sich alle Völker bestens verstehen.
Nicht nur alle Sprachbarrieren
werden da vergessen sein,
sondern auch alles andere,
was Menschen verschiedener Herkunft
hier auf der Erde
noch voneinander trennt oder entfremdet:
Vorurteile, Ängste, Neid
oder was auch immer es sein mag.
In der Ewigkeit
werden Gottes Gnade und Wahrheit
über alle menschlichen Unzulänglichkeiten
triumphieren.
Denn „seine Gnade und Wahrheit
waltet über uns in Ewigkeit.“
Er hat die Menschen aller Völker gleich lieb,
und er will ihnen allen seine Gnade
und Wahrheit schenken
durch Jesus Christus, seinen Sohn.
Darum sollte es bei uns
keinen nationalen Egoismus mehr geben
und keine Vorbehalte mehr
gegenüber Ausländern allein aus dem Grund,
weil sie Fremde sind.
Gottes Gnade gilt allen Völkern –
warum sollten wir dann unsere Sympathie
auf bestimmte Menschengruppen beschränken?
Denken wir doch einfach daran,
wie die große Völkergemeinschaft
aller Christus-Anbeter im Himmel einst
gemeinsam loben wird:
Lobet den Herrn, alle Heiden!
Preiset ihn, alle Völker!
Denn seine Gnade und Wahrheit
waltet über uns in Ewigkeit.
Halleluja.

Amen.

Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit.
Wilhelm Niedernolte, Sup. i.R.

 
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