St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche vom 19. Februar bis zum 25. Februar 2023

18.02.2023

Andacht für die Woche
vom 19. Februar bis zum 25. Februar 2023
zum Wochenlied
„Liebe, die du mich zum Bilde“ (EG 401)
Verfasser: Superintendent in Ruhe Wilhelm Niedernolte
(Eldagsen)

Liebe Leserin, lieber Leser,

Johann Scheffler, später Angelus Silesius genannt,
„schlesischer Engel“, dichtete 1657 dieses Lied.
Eine Frage bewegte den Hof- und Leibarzt
Herzog Sylvius Nimrods von Württemberg:
wie ist Gott zu uns?
Und er hat sich
von einem Wort leiten lassen: Liebe.
So ist zu lesen in der Heiligen Schrift.
Gott ist die Liebe – so einfach, so klar.
Und da Liebe immer ein Gegenüber hat,
immer eine Geschichte erzählt,
immer schnell auf den Punkt kommt,
flossen dem Dichter
die Gedanken nur so in die Feder:


  1. Liebe, die du mich zum Bilde
    deiner Gottheit hast gemacht,
    Liebe, die du mich so milde
    nach dem Fall hast wiederbracht:
    Liebe, dir ergeh ich mich,
    dein zu bleiben ewiglich.

    2. Liebe, die du mich erkoren,
    eh ich noch geschaffen war,
    Liebe, die du Mensch geboren
    und mir gleich wardst ganz und gar:
    Liebe, dir ergeb ich mich,
    dein zu bleiben ewiglich.

    3. Liebe, die für mich gelitten
    und gestorben in der Zeit,
    Liebe, die mir hat erstritten
    ewge Lust und Seligkeit:
    Liebe, dir ergeb ich mich,
    dein zu bleiben ewiglich.

    4. Liebe, die du Kraft und Leben,
    Licht und Wahrheit, Geist und Wort,
    Liebe, die sich ganz ergeben
    mir zum Heil und Seelenhort:
    Liebe, dir ergeb ich mich,
    dein zu bleiben ewiglich.

    5. Liebe, die mich hat gebunden
    an ihr Joch mit Leib und Sinn,
    Liebe, die mich überwunden
    und mein Herz hat ganz dahin:
    Liebe, dir ergeb ich mich,
    dein zu bleiben ewiglich.

    6. Liebe, die mich ewig liebet
    und für meine Seele bitt',
    Liebe, die das Lösgeld gibet
    und mich kräftiglich vertritt:
    Liebe, dir ergeb ich mich,
    dein zu bleiben ewiglich.

    7. Liebe, die mich wird erwecken
    aus dem Grab der Sterblichkeit,
    Liebe, die mich wird umstecken
    mit dem Laub der Herrlichkeit:
    Liebe, dir ergeb ich mich,
    dein zu bleiben ewiglich.

    Das ist die Geschichte,

    die Gott mit uns hat –
    und wir mit ihm.
    „Vater“ kommt nicht vor,
    „Sohn“ nicht,
    “Heiliger Geist“ auch nicht –
    und doch sind sie
    so lebendig und gegenwärtig wie –
    die Liebe.
    Von ihr wird erzählt,
    was sie macht,
    was sie ist,
    wohin sie führt.
    In sieben Versen hat Johann Scheffler,
    der in einer Zeit großer Konflikte lebte –
    Dreißigjähriger Krieg,
    konfessionelle Rechthaberei
    und menschliche Niedertracht -
    die Worte gefunden,
    die dem Geheimnis Gottes nahe kommen.
    Immer wieder: Liebe, die du mich …
        Es ist ein Hohelied für mich.
    Ich bin Gottes Bild.
    Von ihm gefunden.
    Von ihm erkoren.
    Geliebt.
    Vor meiner Geburt.
    Von Anfang an.
    So sehr geliebt,
    dass die Liebe Mensch wird,
    stirbt,
    ewige Lust und Seligkeit
    erkämpft.
        Ganz dicht
    an meinem Leben formuliert,
    alles Unwichtige weggelassen:

    Liebe, die du Kraft und Leben,
    Licht und Wahrheit, Geist und Wort,
    Liebe, die sich ganz ergeben
    mir zum Heil und Seelenhort.
    Liebe, dir ergeb ich mich,
    dein zu bleiben ewiglich. 
       

    Von der Liebe erzählen –
    und was sie aus mir macht –
    überwindet Missverständnisse
    und Vorurteile.
    Erzählen wir doch
    unsere Geschichte mit Gott –
    und Gottes Geschichte mit uns.
    Jeder Vers schließt
    mit der Gewissheit
    „ Liebe, dir ergeb ich mich,
    dein zu bleiben ewiglich“.
       Aber spannend ist,
    was von der Liebe noch gesagt wird:
    Sie nimmt mein Herz gefangen,
    Leib und Sinne,
    sie vertritt mich vor Gott –
    das hat Johannes Scheffler
    Paulus abgelauscht –
    und sie schenkt mir Unsterblichkeit.
    Es sind drei Sätze –
    Sätze also,
    die, weil sie von der „Liebe“ ausgehen,
    einen Schatz erschließen.
        Die Liebe bindet mich
    an andere Menschen,
    mit Haut und Haaren.
    Ich trete für andere Menschen ein
    und vertrete sie,
    wenn sie nichts mehr sagen können.
    Ich lasse mich nicht
    vom Tod einschüchtern,
    sondern kämpfe für das Leben.

Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit
Wilhelm Niedernolte

 
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