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Andacht für die Woche vom 16.Oktober bis 22.Oktober 2022

16.10.2022

Andacht für die Woche vom 16.Oktober bis 22.Oktober 2022
zum Wochenlied für den 18. Sonntag nach Trinitatis
„Lasst uns den Weg der Gerechtigkeit gehen“ (EG.E 30)
Verfasser: Superintendent in Ruhe Wilhelm Niedernolte
(Eldagsen)


1. Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehen,
dein Reich komm, Gott, dein Reich komme.
Dein Reich in Klarheit und Frieden,
Leben in Wahrheit und Recht.
Dein Reich komme, Gott,
dein Reich komme.

2. Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehen,
dein Reich komm, Gott, dein Reich komme.
Dein Reich des Lichts und der Liebe
lebt und geschieht unter uns.
Dein Reich komme, Gott,
dein Reich komme.

3. Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehen,
dein Reich komm, Gott, dein Reich komme.
Wege durch Leid und Entbehrung
führen zu dir in dein Reich.
Dein Reich komme, Gott,
dein Reich komme.

4. Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehen,
dein Reich komm, Gott, dein Reich komme.
Sehn wir in uns einen Anfang,
endlos vollende dein Reich!
Dein Reich komme, Gott,
dein Reich komme!

Liebe Leserin, lieber Leser,

Dieses Lied kommt mir vor
wie ein altes Fotoalbum:
„Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehn:“
In den 1980 er Jahren
war uns das Lied sehr wichtig.
Damals haben wir es oft gesungen.
Damals zur Hochzeit der Friedensbewegung.
Aber dann ist es ihm ergangen
wie Fotoalben von schönen Urlauben
oder großen Familienfeiern.
Es ist ins Regal gekommen
und etwas eingestaubt.
Trotz der wertvollen Erfahrungen
und Erinnerungen, die es trägt.
Aber: Wie ein Fotoalbum
kann ein Lied auch wieder lebendig werden,
wenn wieder wichtig wird,
was darin aufgehoben ist.
So geht es mir mit
„Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehn“.
In den 1980er Jahren;
als Ost und West atomar
massiv aufgerüstet haben,
haben Christen in der Friedensbewegung
einander Mut zugesungen.
Um einzutreten für eine Welt
mit weniger Atomwaffen.
Und heute?
Atomwaffen werden wieder weltweit erneuert.
Hoffentlich auch unser Mut.

Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehn.
Dein Reich komme, Herr, dein Reich komme.
1. Dein Reich in Klarheit und Frieden,
Leben in Wahrheit und Recht.

Dein Reich komme, Herr,
dein Reich komme.

„Dein Reich komme, in Klarheit und Frieden,
in Wahrheit und Recht.“
Eigentlich bete ich,
wenn ich dieses Lied mitsinge.
Intensiver vielleicht,
als wenn ich spreche.
Das Lied nimmt die Bitte Jesu
aus dem Vater Unser auf
„Dein Reich komme“
und beschreibt, was das meint:
Frieden, Wahrheit, Recht.
Ziemlich weltliche Worte,
besonders religiös
klingen sie jedenfalls nicht.
Aber so wie ich Jesus verstehe,
ist das auch angemessen.
Das Reich Gottes beginnt hier und jetzt,
hat er erzählt.
Er hat nicht
auf ein weltfernes „Jenseits“ gewartet
und nicht darauf vertröstet.
Sondern erzählt und gelebt,
dass mit ihm die erneuerte Welt anfängt,
in der „Gerechtigkeit und Frieden
sich küssen.“
So wird sie knapp und sinnlich
in einem Psalm im Alten Testament
beschrieben.

2. Dein Reich des Lichts und der Liebe
lebt und geschieht unter uns.

Dein Reich komme, Herr,
dein Reich komme.

Dein Reich komme.“
Ungeduldig erinnert das Lied daran,
dass eine friedlichere Welt
und gerechtere Welt nicht warten kann.
Sie soll wirklich werden.
Auch indem ich und andere
uns auf den Friedensweg machen.
Auf dem Waffen- und Kriegspfad sind zu viele.
Das Lied wird darum sehr persönlich.
Die Sehnsucht nach einer friedlicheren Welt
ist nicht „gefühlig“, sondern praktisch.
Eine Aufforderung für den Alltag.

3. Wege durch Leid und Entbehrung
führen zu dir in dein Reich.

Dein Reich komme, Herr,
dein Reich komme.

Ursprünglich ist das Lied
in Spanisch entstanden -
in den 1960er Jahren als Teil einer Messe.
Ich spüre das in der letzten Strophe besonders.
„Wege durch Leid und Entbehrung
führen in Dein Reich.“
Gern höre ich so etwas nicht.
Es liegt eher über Kreuz
mit einem Zeitgeist,
in dem ich es auch als Christ
gern leicht und bequem hätte.
Aber das macht dieses Lied so aktuell:
Es erneuert die alte Erfahrung:
Eine friedlichere Welt mit weniger Waffen
und Gerechtigkeit
bekommt man nicht geschenkt.
Gott möge dazu helfen.

4. Sehn wir in uns einen Anfang,
endlos vollende dein Reich!

Gott will uns Mut machen,
den Weg der Gerechtigkeit zu gehen.
Aber gehen müssen
wir den Weg.
Das ist nicht immer leicht,
denn viele Hindernisse sind zu überwinden.
So wie Martin Luther
in der Erklärung zur Vater-unser-Bitte
„Dein Reich komme“ schreibt:
„Gottes Reich kommt
auch ohne unser Gebet von selbst,
aber wir bitten in diesem Gebet,
dass es auch zu uns komme.“

Darum:
„Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehen.“


Bleiben Sie behütet.

Wilhelm Niedernolte

 
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