St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche vom 16.4. bis 22.4.2023

15.04.2023

Andacht für die Woche
vom 16.4. bis 22.4.2023
über das Evangelium
des Sonntags Quasimodogeniti (16.4.2023) 
Verfasser:
Superintendent in Ruhe Wilhelm Niedernolte
(Eldagsen)

Johannes 20, 19-22:
Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche,
da die Jünger versammelt und die Türen

verschlossen waren aus Furcht vor den Juden,
kam Jesus und trat mitten unter sie
und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch!
Und als er das gesagt hatte,
zeigte er ihnen die Hände und seine Seite.

Da wurden die Jünger froh,
dass sie den Herrn sahen.
Da sprach Jesus abermals zu ihnen:
Friede sei mit euch!
Wie mich der Vater gesandt hat,
so sende ich euch.
Und als er das gesagt hatte,
blies er sie an und spricht zu ihnen:
Nehmt hin den Heiligen Geist!


Liebe Leserin, lieber Leser,
der erste Satz zeigt, wie die Jünger
mit sich selbst beschäftigt waren:
„Die Türen waren verschlossen.“,
das heißt, keiner kommt rein
und keiner geht raus.
Ihre Angst war berechtigt,
wie auch unsere Angst oft berechtigt ist.
Jesus war tot,
ihre Lebensgrundlage verloren.
Was sollte jetzt aus ihnen werden?
Und dann die Gefahr,
dass man sie auch noch gefangen nehmen
und töten könnte.
Nicht gerade eine hoffnungsvolle Situation,
nicht gerade Grund zur Freude.
Aber es zeigt, wie die Angst sie verschließt,
geradezu lebensunfähig macht.
Die Angst isoliert auch uns
und verschließt uns in uns selbst.
Keiner kommt an uns ran,
und wir kommen nicht raus.
Und dann kommt Jesus in ihre Mitte
und sagt nur: Friede sei mit euch!
Zweimal sagt er es.
Friede in Eurer Angst, inneren Unruhe,
Schuld, Orientierungslosigkeit, Sorge.
Friede findet ihr nicht,
wenn ihr euch mit euch selbst,
mit eurer Angst und den Gefahren beschäftigt,
sondern Frieden erhaltet ihr durch mich!
Jesus tritt in den Kreis mit seinem Frieden
und gleichzeitig, indem er in den Kreis hineintritt,
öffnet er den Kreis, bricht ihn auf,
auf zweierlei Weise.
    Als er hineintritt, lenkt er
die Aufmerksamkeit der Jünger auf sich selbst.
Vorher waren sie mit sich selbst,
mit ihrer Angst beschäftigt.
Sie waren Gefangene ihrer selbst.
Nun lenkt er den Blick auf sich,
auf den Frieden, den er bringt,
auf seine Möglichkeiten.
Er sagt auch zu uns:
Schau auf mich, wenn du Angst hast,
traurig oder einsam bist.
Wenn du denkst, dass deine Möglichkeiten
für ein gutes und erfülltes Leben nicht reichen,
dann schau auf mich und auf die Möglichkeiten,
die ich habe. Ich habe den Tod überwunden.
Und ich lebe und ihr sollt auch leben.
Ihr habt Angst in der Welt,
aber ich habe die Welt überwunden.
Mir ist gegeben alle Macht
im Himmel und auf Erden.
Ich bin der Weg und die Wahrheit
 und das Leben.
Ich habe die größte Liebe zu dir.
Schau auf mich -‚
und deine Angst wird verschwinden
und du wirst Frieden finden.
Die Blicke der Jünger
sind jetzt nicht mehr auf die Gefahr,
Sorge, Not gerichtet, sondern auf Jesus.
Plötzlich sind alle alten Gefühle
der Angst verschwunden.
Sie sind fasziniert, ein bisschen zweifelnd,
aber überwältigt. Alles ist anders.
Zum andern lenkt Jesus
ihre Blicke aus dem engen Kreis heraus,
aus dem eigenen Leben und Denken
und sagt:
‚Euer Weg als Christen
ist nicht dadurch ans Ziel gekommen,
dass ihr mich gefunden habt,
sondern ich habe einen Auftrag für euch.‘
Gleichwie mich mein Vater gesandt hat,
so sende ich euch,“ sagt Jesus.
Christus selbst wurde von Gott

in die Welt gesandt.
Er ist nicht bei sich geblieben,
hat sich nicht um seine Angelegenheiten
im Himmel gekümmert,
sondern in allem hat ihn der Auftrag geleitet,
auch in Gefahren:
in Gethsemane, als er Angst hatte;
in der Auseinandersetzung
mit den religiösen und politischen Führern;
als es um die Trennung von
Familie und Freunden ging.
Er ist aus dem Himmel herausgegangen
und auf die Erde gekommen,
damit alle Menschen Gottes Liebe entdecken,
sie bei Gott erfahren und mit ihm leben.
„So sende ich euch“:
Richtet euren Blick weg von euch
und euren Angelegenheiten.
Geht in meinem Auftrag hinaus in die Welt,
um den Menschen in eurer Umgebung
Gott zu bringen,
sie zurückzuholen zum himmlischen Vater,
damit sie Frieden bekommen
durch ihn und bei ihm.
Der Ruf Christi in die Nachfolge
 endet nicht bei uns selbst,
im privaten Leben oder im Gottesdienst,
sondern beginnt dort erst:
„Gleichwie mich mein Vater gesandt hat,
so sende ich euch!“
Wie kann das bei uns passieren,
dass wir mit der Angst fertig werden
und dann mit einem positiven Auftrag
zuversichtlich durch das Leben gehen?
Die normale Reaktion
des Menschen auf Gefahren ist

entweder der Kampf bis zur totalen Erschöpfung
gegen alles, was uns Angst macht,
oder die Flucht, der Rückzug auf uns selbst,
in die Einsamkeit, der Depression,
indem wir die Türen nach draußen zuschließen.
Die Frage ist, wohin sehen wir
und wovon lassen wir uns beeinflussen:
Wenn wir auf das sehen,
was uns Sorge und Angst macht,
dann beeinflusst uns gerade das,
macht uns klein, ohnmächtig,
eng und lähmt uns.
Dann bestimmt der Geist der Gefahr uns.
Wenn wir auf den auferstandenen Jesus sehen,
füllt er uns an mit seinem Geist.
Wer auf ihn sieht, der bekommt seine Kraft.
Mit dem Geist Gottes
wird jeder in die Lage versetzt,
Angst zu überwinden
und sich auf den Auftrag Jesu einzulassen.
Der Geist Jesu gibt uns das,
was er selbst ist
an Kraft, Mut, Zuversicht, Hoffnung.
Nun sollen wir nicht nur
selbst den Blick auf Jesus richten,
sondern uns auch untereinander
auf ihn hinweisen, wenn jemand Angst hat.
Nicht einfach sagen ‚Wird schon!‘
Oder ‚Ich helfe dir!‘
Wer kann schon mit Sicherheit sagen,
dass es wieder gut wird,
und wer ist in der Lage,
in jeder Gefahr zu helfen.
Natürlich können und sollen wir helfen
und auch unsere Hoffnung
auf bessere Zeiten zum Ausdruck bringen,
aber wir sollten nicht vergessen,
den Blick des anderen auf den zu lenken,
der wirklich helfen kann,
auf Jesus, und zwar in der Gemeinde,
in Gesprächen unter Freunden und Bekannten,
in der Familie, mit Kinder
und bei anderen Menschen.

Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit.
Wilhelm Niedernolte

 
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