St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche vom 1. Mai bis 7. Mai 2022

01.05.2022

Andacht für die Woche
vom 1. Mai bis 7. Mai 2022

über das Wochenlied
für den Sonntag Misericordias Domini

 „Der Herr ist mein getreuer Hirt“

Verfasser: Superintendent in Ruhe
Christian Klatt (Springe)


Der Psalm 23,
der Psalm vom Guten Hirten,
gehört zu den bekanntesten
und beliebtesten Texten der Bibel.
Der Choral,
in dem diese Psalmworte
zu Liedstrophen umgedichtet worden sind,
wird hingegen nicht so oft gesungen.
Am kommenden zweiten Sonntag
nach Ostern schon.
Denn er hat die Barmherzigkeit Gottes
(„Misericordias Domini“) zum Thema,
die im Psalm und im Wochenlied
mit dem schönen Bild des Guten Hirten
anschaulich entfaltet wird.

Dieses Lied gehört
zu den frühesten Chorälen der Reformationszeit.
Es ist 1531 erschienen
und in einem Augsburger Gesangbuch
erstmals abgedruckt.
Der unbekannte Dichter
hat sich genau
an die Empfehlung Martin Luthers gehalten,
die dieser ein paar Jahre zuvor
in einem Brief formuliert hatte:
Er habe den Plan,
„deutsche Psalmen und geistliche Lieder zu schaffen,
damit das Wort Gottes
auch durch den Gesang
unter den Leuten bleibt.“
Dabei solle man
„frei verfahren,
wenn nur der Sinn gewahrt ist,
den Wortlaut vernachlässigen
und durch andere geeignete Worte
wiedergeben.“

     Dem Dichter genügen
nur wenige Veränderungen und Worte,
um den Sinn des alten Psalms
der Gemeinde nahezubringen.

„Der Herr ist mein getreuer Hirt,
hält mich in seiner Hute,

darin mir gar nichts mangeln wird
jemals an einem Gute.

Er weidet mich ohn Unterlass,
da aufwächst das wohlschmeckend Gras

seines heilsamen Wortes.“ (Strophe 1)
    Seines heilsamen Wortes!
Richtig, wir Menschen leben nicht
von der „grünen Aue“,
auf die der Hirte seine Herde weidet,
sondern von dem Worte Gottes,
das uns durch die Bibel
und die Predigt gegeben ist
und das uns stärkt und leitet
und tröstet.

Ebenso in der Strophe 3,
wo der Dichter das Bild
vom Weg im „finstern Tal“ aufgreift
und durch andere Erfahrungen ergänzt,
die uns in diesen Kriegs-
und Coronazeiten besonders bedrücken:
„in Leid, Verfolgung und Trübsal,
in dieser Welte Tücke.“
Der Psalmbeter hatte in diesem Vers
den guten Hirten direkt angeredet:
„du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.“
Im Lied werden
die Handwaffen des Hirten
wiederum auf das Evangelium bezogen,
auf das wir uns verlassen können:
„denn du bist bei mir stetiglich,
dein Stab und Stecken trösten mich,
auf dein Wort ich mich lasse.“

    Das „frische Wasser“ aus dem Psalm
wird so gedeutet:
„das ist sein werter Heilger Geist,
der mich macht wohlgemute.“
Ebenso wird das Bild des Psalmbeters
vom festlichen Mahl im Tempel
auf die Ebene geistlicher Hoffnung
und Freude gehoben:
„mein Haupt tust du mir salben
mit deinem Geist, der Freuden Öl,
und schenkest voll ein meiner Seel
deiner geistlichen Freuden.“

     Schließlich die letzte Strophe:

„Gutes und viel Barmherzigkeit
folgen mir nach im Leben,
und ich werd bleiben
allezeit im Haus des Herren eben

auf Erd in der christlichen G’mein, 
und nach dem Tode werd ich sein
bei Christus, meinem Herren.“

Hier fällt nun der Name dessen,
der im Evangelium des Sonntags
von sich selbst gesagt hat:
„Ich bin der gute Hirte.“ (Joh. 10, 11)
Im Vertrauen auf Jesus Christus
können wir gern mit einstimmen
in die wunderbaren Worte dieses 23. Psalms:
„Der Herr ist mein Hirte.“

 

Bleiben Sie gesund und behütet
in diesen schwierigen Zeiten!
Ihr Christian Klatt    

 
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