St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche vom 1. Januar bis 7. Januar 2023

28.12.2022

Andacht für die Woche
vom 1. Januar bis 7. Januar 2023
über die Wochenlied für den Neujahrstag 1.1.2023
„ Der du die Zeit in Händen hast“ (EG 64)
Verfasser: Superintendent in Ruhe
Jürgen Flohr (Springe – früher Syke)

 

1. Der du die Zeit in Händen hast,
Herr, nimm auch dieses Jahres Last
und wandle sie in Segen.
Nun von dir selbst in Jesus Christ
die Mitte fest gewiesen ist,
führ uns dem Ziel entgegen.

2. Da alles, was der Mensch beginnt,
vor seinen Augen noch zerrinnt,
sei du selbst der Vollender.
Die Jahre, die du uns geschenkt,
wenn deine Güte uns nicht lenkt,
veralten wie Gewänder.

3. Wer ist hier, der vor dir besteht?
Der Mensch, sein Tag, sein Werk vergeht:
Nur du allein wirst bleiben.
Nur Gottes Jahr währt für und für,
drum kehre jeden Tag zu dir,
weil wir im Winde treiben


4. Der Mensch ahnt nichts von seiner Frist.
Du aber bleibest, der du bist,
in Jahren ohne Ende.
Wir fahren hin durch deinen Zorn,
und doch strömt deiner Gnade Born
in unsre leeren Hände


5. Und diese Gaben, Herr, allein
lass Wert und Maß der Tage sein,
die wir in Schuld verbringen.
Nach ihnen sei die Zeit gezählt;
was wir versäumt, was wir verfehlt,
darf nicht mehr vor dich dringen.

6. Der du allein der Ewge heißt
und Anfang, Ziel und Mitte weißt
im Fluge unsrer Zeiten:
Bleib du uns gnädig zugewandt
und führe uns an deiner Hand,
damit wir sicher schreiten.


Liebe Lesende,

Dieses Lied zum Neuen Jahr,
zum Wechsel dieses Jahres und aller Jahre,
hat der evangelische Theologe Jochen Klepper
1938 gedichtet, in schwerer Zeit;
und es hat uns
in den Belastungen
dieses Jahreswechsels 2022/2023
viel zu sagen.
    Die 1. Strophe des Liedes
beginnt als Gebet,
als Bitte an Gott
als den Herren der Zeit,
er möge die Last des vergangenen Jahres
aufnehmen und in Segen wandeln.  

Das spricht auch uns aus dem Herzen;
denn es hat viele Lasten gegeben
im Jahr 2022:
Vor allem den Angriffskrieg Russlands
gegen die Ukraine
und seine Folgen auch bei uns
als Energie-Knappheit, Teuerung und Inflation,
mit vielen neuen Flüchtlingen aus der Ukraine, -
dann die Klimakrise mit Hochwasser
an dem einen und Dürre am anderen Ort
sowie andere Umweltschäden, -
nicht zu vergessen
die noch immer andauernde Corona-Pandemie
und andere Krankheitswellen.
Wahrlich kein einfaches Jahr war 2022.

Für Klepper und seine jüdische Frau
ging es im Jahr der Entstehung dieses Liedes
um die furchtbare Verfolgung
durch die Nationalsozialisten.
    All solche auch schlimmen Erfahrungen
soll Gott neben den guten Erlebnissen
des vergangenen Jahres in Segen wandeln.
Das formuliert Klepper
als wichtige große Bitte an Gott,
wie nur er sie erfüllen kann,
und wir können dem Dichter darin sicher folgen.
Gott hat uns als festen Anhaltspunkt
Jesus Christus gesandt
und seine Geburt zur Mitte der Zeit gemacht.
Seitdem bezeichnen wir unsere Jahre
als solche vor und nach Christi Geburt.
Und von Christus her
können wir Gottes Liebe
als das Ziel auch unseres Lebens erkennen
und danach handeln.

    Die 2. Strophe blickt zurück
nicht nur auf das vergangene Jahr,
sondern auch auf alle Jahre,
die wir erlebt
und aus Gottes Hand empfangen haben.
Im Rückblick auf diese Vergangenheit
müssen wir feststellen,
dass vieles schnell veraltet und verrinnt
wie ein versiegender Bach,
wenn nicht Gott und seine Güte vollenden,
was wir angefangen haben.
Das ist ein realistischer Blick
auf unser menschliches Tun.
Es kann vergeblich sein,
es kann aber auch
eine gewisse Vollendung gewinnen,
wenn Gottes Güte uns lenkt.

    Die 3. Strophe
setzt diesen Gedanken fort,
dass die Arbeit des Menschen vergänglich ist
und leicht wiegt wie ein Blatt im Wind.
Nur Gott bleibt ewig,
und darum gilt es,
ihm unsere Tage zu widmen.
    In der 4. Strophe
erinnert Klepper daran,
dass wir Menschen nicht wissen können,
wie kurz oder lang wir leben werden.
Gott aber ist ewig
und ist zuweilen zornig,
wenn er die Werke der Menschen ansieht,
und darunter die Taten
solcher Verbrecher
wie Hitler, Stalin oder Putin.
Trotz dieser menschlichen Bosheiten
bleibt der Herr
uns Menschen gnädig zugewandt
und füllt unsere leeren Hände
immer wieder mit guten Gaben,
wie jeder weiß,
der auf viele Jahre zurückblicken kann.

    Die 5. Strophe
führt diesen Blick
auf Gottes gütige Gaben fort
und erinnert auch an die Schuld,
die Menschen auf sich laden.
Doch nicht diese Schuld
soll den Wert unserer Tage bestimmen,
sondern zählen sollen Gottes Gaben
und nicht mehr unsere Fehler;
so erbittet Klepper es vom Herrn.

   Die 6. Strophe
endlich schließt das Lied ab
wieder mit einer Bitte an Gott,
den Ewigen, der Anfang,
Mitte und Ziel der Zeit kennt: 
Ihn bittet der Dichter,
er möge uns freundlich zugewandt bleiben
und uns wie an seiner Hand führen,
damit wir sicher unseren Weg finden
durch unser Leben
und ans Ziel bei Gott.

    Das ganze Lied
stammt aus schwieriger Zeit
und erreicht uns
in ebenfalls bedrückender Lage,
die allerdings ganz anders aussieht als 1938.
Von Jochen Klepper können wir lernen,
wo Hilfe und Halt zu erwarten sind
in solchen Druck-Situationen
wie auch wir sie erleben
durch den Krieg, den Klima-Wandel
und die Teuerung. 
Hilfe finden wir nämlich bei dem ewigen Gott,
unserem himmlischen Vater.
Er hat uns Menschen vor 2022 Jahren
Jesus Christus gesandt
als seinen Mittler
zwischen Gott und uns Menschen.
Und wenn wir uns vom Gott Jesu
führen lassen durch unser Leben,
dann können wir sichere Tritte tun
auch heute.

 

Jürgen Flohr

 
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