St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche vom 16.Januar 2022 bis 22.Januar 2022

17.01.2022

Andacht für die Woche
vom 16.Januar 2022 bis 22.Januar 2022
über den Psalm des 2.Sonntags nach Epiphanias
Psalm 105

Verfasserin:  Gabriele Niedernolte
(Eldagsen)
                                                                                                                                   

Danket dem Herrn und rufet an seinen Namen;
verkündigt sein Tun unter den Völkern!
Singet ihm und spielet ihm,
redet von allen seinen Wundern!
Rühmet seinen heiligen Namen;
es freue sich das Herz derer, die den Herrn suchen!
Fraget nach dem Herrn und nach seiner Macht,
suchet sein Antlitz allezeit!
Gedenket seiner Wunderwerke, die er getan hat,
seiner Zeichen und der Urteile seines Mundes,
du Geschlecht Abrahams, seines Knechts,
ihr Söhne Jakobs, seine Auserwählten!
Er ist der Herr, unser Gott,
er richtet in aller Welt.
Er gedenkt ewiglich an seinen Bund,
an das Wort, das er verheißen hat
für tausend Geschlechter.
Psalm 105, 1-8

Dieser Psalm
hat keinen hohen Wiedererkennungswert
wie etwa der Lobpsalm 103:
„Lobe den Herrn, meine Seele,
und was in mir ist, seinen heiligen Namen“,
oder der Vertrauenspsalm 23:
„Der Herr ist mein Hirte.
Mir wird nichts mangeln“.

Er wird auch nicht
dem großem König David zugeordnet.
„Lob Gottes
für seine Heilstaten in Israels Frühzeit“ -
so ist er in meiner Lutherbibel überschrieben.
Und wenn man ihn ganz liest,
weiß man auch nach 45 Versen
über diese Heilstaten Bescheid,
oder erinnert sich an all die Geschichten,
die man während seiner religiösen Sozialisation
so oft gehört hat.
Ist er also mehr ein Lehrpsalm,
ein Erinnerungspsalm,
ein Geschichtspsalm?
Auf jeden Fall ist auch er
eine Antwort des Gottesvolkes
auf die Heilstaten seines Gottes
und nicht nur ihre Aufzählung.
Seit zweieinhalb tausend Jahren
ist Gott mit solchen Worten gepriesen worden,
die so ausgewählt und feierlich klingen
wie ein wertvolles Gedicht.
In unserem Gesangbuch
steht dieser Psalm aber nicht,
wahrscheinlich wegen der Länge.
Oder hat er
zu wenig allgemeintaugliche Bilder,
die auch für mich eine Botschaft hätten?
    
Ich lese noch einmal
diese ersten 8 Verse, um die es geht.
Da ist zuerst mal
eine Aufforderung zum Dank.
Und auch gleich eine praktische Anleitung,
wie das gehen könnte.
Ich sollte laut
(„rufet an seinen Namen ..“)
auch über Grenzen hinweg
(„... verkündet sein Tun
unter allen Völkern“)
von der heilenden Kraft seiner Taten
(„... von allen seinen Wundern“) reden,
für ihn singen und spielen.
Ich soll mich bewusst
an seine verbindlichen Versprechungen
an die Menschen erinnern,
von Abraham an,
weil auch Gott
diese Verheißungen
nie vergessen wird.
    
Das ist ja alles schön und gut,
aber ein Psalm ist doch ein Gebet.
Ich habe jetzt
sehr, sehr dringende Bitten an Gott
und keinen Nerv,
zuerst diese ganzen einleitenden Anweisungen
zu befolgen:
Im Jemen und in Afghanistan
verhungern Kinder,
an der Grenze zur Ukraine
rasseln die Kriegssäbel,
zu viele Menschen hier bei uns
sind noch uneinsichtig
in dieser bedrohlichen Pandemie,
und mehrere meiner Freunde
sind sterbenskrank ….
    
„Aber“, so höre ich da Gott plötzlich fragen,
„warum wendest du dich
damit ausgerechnet an mich?“ -
„Also, weil … ich glaube,
dass du auf unserer Seite bist
und das alles auch nicht willst.“ -
„Warum glaubst du das eigentlich?“
fragt Gott. -
„Ich glaube es eben einfach!!!
… vielleicht weil ich
… also ich habe doch schon
so viele gute Erfahrungen
mit dir gemacht.“ -
„Na eben!“ sagt Gott,
und dann sagt er nichts mehr.
Das muss er auch nicht,
denn ich habe
die Verse 3 und 4 in Psalm 105
entdeckt,
und mein Herz freut sich plötzlich:
„Rühmet seinen heiligen Namen;
es freue sich das Herz derer,
die den Herrn suchen!
Fraget nach dem Herrn
und nach seiner Macht,

suchet sein Antlitz allezeit!“

Gabriele Niedernolte, Eldagsen

 
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