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Andacht für die Woche vom 9. August bis 15. August 2020

13.08.2020

Andacht für die Woche vom 9. August bis 15. August 2020

Verfasser:  Superintendent in Ruhe Jürgen Flohr
(Springe – früher Syke)


„Jesus Christus spricht:
Wem viel gegeben ist,
bei dem wird man viel suchen;
und wem viel anvertraut ist,
von dem wird man umso mehr fordern.“

(Lukas 12,48 - Wochenspruch für den 9. Sonntag nach Trinitatis)

 

Liebe Lesende!

An wen denken wir, wenn wir das hören?

Vielleicht an einen begabten und beliebten Politiker,
der gut und überzeugend reden kann,
der durch seine sympathische Art
Menschen überzeugen und Wahlen gewinnen kann.
Er erreicht schließlich ein hohes Staatsamt
und kann dort seine Ideen umsetzen
und Gutes bewirken für sein Land.

     Aber manchmal muss er
auch unpopuläre Entscheidungen treffen
und etwa Kontaktsperren verhängen
wegen der Pandemie
oder Quarantäne verordnen für Infizierte
oder ein andermal harte Verhandlungen führen
mit anderen Ländern.

Damit macht er sich dann eventuell unbeliebt,
muss aber doch durchsetzen,
was er als notwendig erkannt hat; denn:
„Wem viel anvertraut ist,
von dem wird man umso mehr fordern.“

     Ein anderer Mensch lernt einen Beruf,
Bankkauffrau zum Beispiel.

Sie lernt in einer Bank,
wird dort angestellt,
bewährt sich in dieser Stellung,
steigt auf im Gefüge der Bank
und füllt schließlich einen verantwortlichen Posten aus.

Das gibt ihr die Möglichkeit,
ausgedehnte Geldgeschäfte zu tätigen,
darunter auch solche mit zweifelhaften Geschäftspartnern
und unsicheren Geldanlagen,
die aber große Gewinne versprechen.

     Sie spekuliert und verliert große Summen
und verstrickt sich in immer riskantere Geldgeschäfte
am Rande der Legalität.
Dabei fallen am Ende hohe Verluste an für ihre Bank,
und sie verliert ihren Posten und ihre Reputation; denn:
„Wem viel gegeben ist,
bei dem wird man viel suchen.“

     Ein dritter Mensch hat nicht so großen Erfolg im Beruf.
Er wird Arbeiter in einer Fabrik
und verdient dort genug zum Überleben;
aber große Sprünge kann er damit nicht machen.

Dadurch, dass seine Frau auch Geld verdient,
kommen sie mit der Familie ganz gut über die Runden.
Beide leben gern miteinander
und mit ihren Kindern.
Sie werden ihrer kleineren Verantwortung gerecht
wie eben die meisten von uns.

    Welcher der hier skizzierten Lebensläufe
ist eigentlich erstrebenswert für uns?

Der des verantwortungsbewussten Politikers
oder der der Bankerin,
die mit großen Summen jongliert
oder der des soliden Arbeiters?

     Ich denke,
Jesus will uns mit seinem warnenden Hinweis sagen,
dass wir unsere jeweiligen Gaben und Begabungen
nutzen sollen, seien sie groß oder klein,
besondere oder normale.
Und dabei sollen wir uns nicht unterschätzen
und nicht unser Licht unter den Scheffel stellen;
aber wir sollen uns auch nicht überschätzen
und meinen, wir seien die Größten
und alle müssten uns zujubeln.

    Sondern jede und jeder von uns
soll mit den Gaben und Möglichkeiten
arbeiten und wirken,
die ihr oder ihm gegeben sind
und das Beste daraus machen,
was wir können, -
zur eigenen Freude
und zum Nutzen der Mitmenschen
sowie als Antwort auf den Vater im Himmel,
der uns diese Gaben gibt.

Jürgen Flohr

 
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