St. Vincenz zu Altenhagen I

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Andacht für die Woche vom 24.5. bis 30.5.2020

24.05.2020

Andacht für die Woche vom 24.5. bis 30.5.2020

Verfasser: Superintendent i. R. Christian Klatt  (Springe)

„Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und erhöre mich!“ 
(Ps. 27, 7  - Psalmvers für den Sonntag Exaudi)

„Exaudi“ – so heißt der Sonntag,
mit dem die Woche vor Pfingsten beginnt.
Das ist ein Bittruf und heißt auf Deutsch:
„höre“ oder „erhöre“.
In der lateinischen Bibel ist dies das erste Wort
aus dem Psalmvers dieses Sonntags;
es kommt in diesem Satz gleich zweimal vor:
„Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe;
sei mir gnädig und erhöre mich!“

Exaudi – das  ist der Ruf eines Menschen,
der sich verfolgt und verlassen fühlt
und sich in seiner Not an Gott wendet.
„Verbirg dein Antlitz nicht vor mir,
verstoße mich nicht!
Du bist meine Hilfe!
Verlass mich nicht!“
heißt es weiter in diesem Psalm.

Das sind sehr direkte,
sehr unverblümte Hilferufe.
Sind sie nicht auch uns aus dem Herzen gesprochen?
Wir erleben gegenwärtig
durch die Corona-Pandemie
eine weltweite und in diesem Ausmaß
völlig neuartige Bedrohung.
Zum Glück leben wir in einem Land,
in dem verantwortungsvolle
und kompetente Männer und Frauen
in Politik und Medizin ihr Bestes geben,
so dass die schmerzlichen Einschränkungen
derzeit wieder gelockert werden können.
Doch wir lernen in diesen Tagen von neuem,
dass das Leben endlich ist
und trotz aller Vorsichtsmaßnahmen
nicht in unserer Hand liegt.
Deshalb hören wir diese alten Worte
gerade in diesem Jahr
voller Mitgefühl und Zustimmung:
 „Exaudi! – Herr, höre meine Stimme,
wenn ich rufe; sei mir gnädig und erhöre mich!“

Mag diese Bitte auch akuter Not
und Sorge entsprungen sein,
so spricht sich in ihr
doch ein starkes Vertrauen aus.
Der Beter des Psalms
hat die zuversichtliche Hoffnung,
dass sein an Gott gerichteter Hilferuf
nicht ins Leere geht.
Sonst würde er
doch nicht so nachdrücklich rufen
und beten.
Der ganze Psalm endet
dann schließlich auch mit Worten
voller Trost und Ermutigung:
„Harre des Herrn!
Sei getrost und unverzagt
und harre des Herrn!“

Zu solchem Gottvertrauen
sind auch wir gerufen.
Das Corona-Virus
mit seinen gesundheitlichen, sozialen
und wirtschaftlichen Auswirkungen
wird uns noch lange beschäftigen.
Auch wenn die strikten Maßnahmen
jetzt nach und nach aufgehoben werden,
werden wir weiterhin sehr achtsam
und vorsichtig sein müssen.
Aber nicht in ängstlicher Sorge,
sondern mit Geduld,
Besonnenheit und Solidarität.
Und in dem Vertrauen,
dass Gott uns und unsere Welt
durch diese schwere Zeit hindurchführen wird.
Darum wollen wir ihn
jetzt und immer wieder bitten: „Exaudi!“

Bleiben Sie behütet!

Ihr Christian Klatt

 
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